Neue archäologische Funde zur frühesten Wedauer Geschichte

Schon im 19. Jahrhundert war bekannt, dass Wedau vor mehr als 2500 Jahren intensiv besiedelt gewesen sein muss. Mehrere Tausend Grabhügel eines weit nach Neudorf hineinreichenden Friedhofes aus der späten Bronze- und Eisenzeit sollen damals noch im Gelände zu sehen gewesen sein. Heute sind sie weitestgehend aus dem Stadtbild verwunden. Nur im Gebiet "An den Rehwiesen" und im Friedhof "Am Sternbuschweg" haben sich noch letzte Reste von wenigen Hügeln der ehemals großflächigen Nekropole erhalten.

Übersichtsplan zum bronze- und eisenzeitlichen Gräberfeld Wedau nach H. Genthe, 1881

Bis 1872 waren bereits über 200 Grabhügel ausgegraben worden. Über die Arbeiten und die dabei geborgenen Funde ist aber wenig bekannt. Eine erste Kartierung zu dem Gräberfeld fertigte der Duisburger Gymnasialdirektor Prof. Genthe an, die in seiner Arbeit zu den Duisburger Altertümern und der Geschichte der Stadt veröffentlicht wurde. In den Jahren 1885 und 1886 wurden unter der Leitung von A. Bonnet weitere 159 Hügel des Friedhofs untersucht. Die Funde aus diesen Grabungen sind zum Teil noch in den Sammlungen des Kultur- und Stadthistorischen Museums Duisburg erhalten.

Über eine Siedlung zu dieser vorgeschichtlichen Begräbnisstätte war bislang kaum etwas bekannt. Lesefunde, die in den 1950er Jahren in der Kiesgrube im Bereich des heutigen Wambachersees geborgen worden sind, gaben erste Aufschlüsse. Hier am Südrand des ehemaligen Gräberfeldes, am heutigen Ortsrand von Wedau, muss ein solcher größerer Siedlungsplatz gelegen haben. Die hier vorgestellten Neufunde liefern uns nun weitere wichtige Anhaltspunkte zur Ausdehnung dieses spätbronze- bis früheisenzeitlichen Platzes. Die Ansiedlung muss also deutlich weiter bis Osten, bis in den Bereich der jetzigen Straße Am See gereicht haben.

Übersichtsplan zum Fundort

Wie so häufig, wurden die Funde nicht bei einer regulären archäologischen Ausgrabung geborgen, sondern kamen zufällig bei Schachtarbeiten für die Verlegung neuer Rohrleitungen zu Tage. Im Keller des Anwesens Am See 9 stieß der Eigentümer auf dunkel gefärbte Erdbereiche, in denen verstreut zahlreiche Keramikscherben lagen. Bei näherer Betrachtung der Funde liefern sie uns wichtige Aufschlüsse zur näheren zeitlichen Einordnung. Zur genauen Lage der Funde und den zugehörigen Fundzusammenhängen konnten leider keine Informationen mehr gewonnen werden.

Drei Bruchstücke von spätbronze-/früheisenzeitlichen Tongefäßen
Bruchstück von einem spätbronze-/früheisenzeitlichen Tongefäß

Die als Siedlungskeramik anzusprechenden Stücke stammen allesamt aus der späten Bronze- und Eisenzeit. Charakteristisch ist die graue bis leicht rötliche Färbung des von Hand geformten Scherbens und der weiche Brand. Die Schulterbereiche der zugehörigen Gefäße waren in typischer Weise geglättet und zum Teil mit Ziermustern versehen worden. Auf den Tonscherben sind Tupfenornamente und mit einem Kamm in den Ton eingezogene Strichmuster zu erkennen, die in der ausgehenden Bronze- und der frühen Eisenzeit in der Region geläufig waren. Die vorliegenden Stücke gehören zu weitmundigen Tonschüsseln sowie Koch- und Vorratstöpfen. Das Bruchstück eines schüsselförmigen Miniaturgefäßes mit Standfuß könnte als Tässchen verwendet worden sein.

Bruchstück eines jungsteinzeitlichen Hornsteinbeile
Neben den Tonscherben wurde auch das Bruchstück eines aus Hornstein gefertigten Werkzeugs gefunden. Schlagnarben an den Seiten zeigen, dass das Stück durch gezielte Schläge in Beilform gebracht worden ist. Es ist anzunehmen, dass das Werkstück bereits während der Jungsteinzeit gefertigt wurde. Wahrscheinlich fand ein bronzezeitlicher Siedler von Wedau zwei bis drei Jahrtausende später das Steingerät wieder und verwendeten es weiter als Klopfstein.

Die vorliegenden Fundstücke belegen, welch große Bedeutung auf den ersten Blick unscheinbare Tonscherben für die frühe Geschichte eines Ortes haben können. Doch nur wenn die archäologischen Fachämter von solchen Funden Kenntnis bekommen, können die Stücke zum Sprechen gebracht werden.

Die Untere Denkmalbehörde der Stadt bietet in dieser Hinsicht für alle Finder archäologischer Funde in Duisburg eine geeignete Anlaufstelle.

Weitere Informationen zum Herunterladen:

Den ersten Siedlern von Wanheimer Ort auf der Spur (Öffnet in einem neuen Tab)