Kirche St. Georg in Mittelmeiderich
Umfangreiche Sanierungsarbeiten in der evangelischen Kirche in Mittelmeiderich, der ehemaligen Pfarrkirche St. Georg, boten im Jahr 2008 auch erste Gelegenheit zu archäologischen Untersuchungen.
Forschungen zu den Vorgängerbauten der Kirche
Im Zuge der Neuinstallation der Heizsysteme und Erneuerung der Bodenbeläge konnte die Stadtarchäologie in Zusammenarbeit mit dem archäologischen Grabungsbüro Scherbaum, Bamberg, zwei Wochen lang die Spuren der reichen Kirchengeschichte im Boden untersuchen und dokumentieren.
Der heute stehende Bau geht abgesehen vom Westturm auf einen vollständigen Neubau der Kirche im 19. Jahrhundert zurück. Die Wurzeln und Vorgängerbauten von St. Georg liegen weit zurück im Mittelalter.
Eine erste Kirche dürfte bereits während des frühen Mittelalters entstanden sein, als Kapelle einer adeligen Herrenhofsiedlung in Meiderich. Spätestens im 13. Jahrhundert muss ein größerer Bau entstanden sein, da die Kirche nun die Funktion einer Pfarrkirche für die gesamten umliegenden Bauerschaften erfüllen musste.
Die baubegleitende archäologische Untersuchung im Kirchenschiff konnte mit geringem Aufwand und weitgehend ohne tiefergehende Eingriffe beachtliche Ergebnisse zur Baugeschichte zu Tage fördern. Als älteste Anlage und Gründungsbau wurde eine kleine Kapelle mit halbrunder Apsis aufgedeckt. Die zweite Anlage, die wahrscheinlich im Zusammenhang mit der neuen Nutzung als Pfarrkirche entstanden ist, war bereits als dreischiffige Basilika mit drei halbrunden Apsiden im Osten angelegt. Im 12./13. Jahrhundert erhielt die Kirche einen Westturm, von dem noch Reste im heutigen Turmmauerwerk stecken dürften. Diese Kirche ist in der Zeit zwischen dem 10. und dem 12. Jahrhundert entstanden. In gotischer Zeit, im 14./15. Jahrhundert, gab es weitere Baumaßnahmen. Damals wurde ein größerer polygonaler Hallenchor gebaut, von dem ebenfalls die Fundamente im Boden unter dem heutigen Chor erhalten geblieben sind.
Wie zahlreiche Reste von Gräbern zeigen, wurde gesellschaftlich herausgehobenen Persönlichkeiten und dem Klerus erlaubt, sich innerhalb der Kirche beisetzen zu lassen. Das Umfeld der Kirche war im Mittelalter und der frühen Neuzeit als Kirch- und Friedhof genutzt worden. Ein an die Außenseite der Kirche anschließendes Kieselpflaster als Wegebefestigung wurde bei den Grabungen freigelegt.