Offenes Atelier 2025: Stacey Blatt
Stacey Blatt, bildende Künstlerin, macht auch in diesem Jahr wieder beim „Offenen Atelier“ mit und öffnet die Türen des schönen Atelierhauses mit der Jugendstil-Fassade auf der Goldstraße im Dellviertel – dem Arbeitsplatz für 13 Künstlerinnen und Künstler.
Von Carolin Kampschulte
Woran denkst du, wenn du „Offenes Atelier“ hörst?
An tolle Kunst, interessante Leute und unerwartbare Erfahrungen.
Du bist vor 25 Jahren nach Duisburg gekommen, vor drei Jahren zogst du mit deiner Kunst ins städtische Atelier ein. Wie kam es dazu?
Zuvor habe ich im privaten Atelier „KunstQuartier“ in Neudorf gearbeitet. Um auf die Liste für die städtischen Ateliers zu kommen, musste ich mich mit einer Mappe bewerben. Bewertet hat diese eine Fachjury. Die Plätze sind rar, sind beliebt.
Womit hast du überzeugt?
Talent, Geduld und Glück – das braucht man. Ich muss sagen: Unsere städtisch subventionierten Atelierhäuser sind ein Schatz. Das Kulturbüro schlägt Brücken. So können wir uns leisten, hier zu arbeiten, zu leben und zu bleiben.
Parallel leitest du mit Luise Hoyer die nicht kommerzielle Galerie SG1-Kunstraum. Was unterscheidet einen Besuch hier vom „Offenen Atelier”?
In SG1-Kunstraum präsentieren wir Ausstellungen von anderen Künstlern. Ateliers sind im Gegensatz dazu Werkstätten mit unseren Arbeiten, keine fertigen Ausstellungen. Sie sind normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. An den Offenen Atelier-Wochenenden können Betrachterinnen und Betrachter den Prozess kennenlernen.
Warum sollte man euch besuchen?
Das „Offene Atelier“ hat Eventcharakter. Einmal im Jahr hat man somit die Gelegenheit, Künstlerinnen und Künstler in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen. Dazu braucht es nicht viel: ein bisschen Interesse an Kunst genügt.
Dein Highlight am Veranstaltungswochenende?
Ich freue mich darauf, frische Arbeiten zu zeigen und andere Ateliers kennenzulernen. Besucherinnen und Besucher können das unter anderem durch eine durch die VHS organisierte Bustour, die manche Locations abfährt. Die meisten Leute organisieren sich selbst. Sie schauen ins Heft, planen ihre Route und entdecken Künstler in ihrer Nachbarschaft.
Meine Erfahrung zeigt, dass manche Menschen kommen, weil sie neugierig sind. Andere wollen die Werke kritisieren und diskutieren. Am Ende kommt es auf persönlichen Austausch an. Und auf Kaffee und Kekse.
Was sehen Besucherinnen und Besucher in deinem Atelier?
Siebdruck, Gesticktes und Gestepptes auf Textil, amerikanische folk art. Ich komme aus Los Angeles, war Beamtin in New York und habe Kunstgeschichte studiert. In meiner kleinen Wohnung entdeckte ich damals Stoff als mein Medium. Denn es nimmt kaum Platz ein, ist faltbar und einfach praktisch für Umzüge, was ich schon oft getan habe.
Was prägt deine Arbeit, deine Werke?
Kunst bestimmt schon früh mein Leben, mein Vater war Künstler, mein Bruder ebenfalls. Sonst sind es Autobahnen. Sie gehören zum Stadtbild – in Amerika wie hier. Das habe ich auf meine Kunst übertragen.
Außerdem bin ich politisch sehr interessiert: Daher tauchen bei mir immer wieder beschriftete amerikanische Flaggen auf, ich setze mich aktuell viel mit Trump auseinander und übe Kritik. Denn es ist Wut in mir.
Was wünschst du dir für die Kulturszene unserer Stadt?
Wir brauchen junge Künstlerinnen und Künstler in Duisburg. Seit wir hier keinen Studiengang mehr haben, ringen wir um Nachwuchs.
Was gibst du jungen Kunstschaffenden mit auf den Weg?
Hier in Duisburg haben wir eine echte Szene. Es gibt Möglichkeiten, wenn man sie ergreift. Ich mag diesen ‚Can-Do-Spirit‘, den Rhein, die Leute und natürlich den MSV!
