Steinmarder
Steckbrief
Lateinischer Name: Martes foina
Klasse: Säugetiere
Ordnung: Raubtiere
Familie: Marderartige
Größe: 40 - 55cm ohne Schwanz
Gewicht: 1 - 2kg
Lebenserwartung: 4 - 7 Jahre
Nahrung: Allesfresser, jedoch hauptsächlich Nagetiere, Vögel, Eier oder Amphibien
Verbreitung: Europa und Zentralasien
Lebensraum: Land, Wald, Gebirge, Städte
Natürliche Feinde: Greifvögel, Wolf, Fuchs
Feinde in der Stadt: Straßenverkehr, Krankheiten
Geschlechtsreife: Mit 15-27 Monaten
Paarungszeit: Juni - August, danach Eiruhe
Geburt der Jungen: März - April
Lebensraum Land - Lebensraum Stadt
Der Steinmarder kommt auf dem Land, im Wald, in den Bergen und in städtischen Gebieten vor, denn er kann sich gut an verschiedene Lebensräume anpassen. Er gilt als ein Kulturfolger. Auf Grund seiner vorwiegend nachtaktiven Lebensweise, bekommt man ihn jedoch nicht allzu häufig zu Gesicht.
Den Tag über verbringt der Steinmarder in einem Versteck, das er regelmäßig wechselt. Da Marder sich kein Versteck selbst bauen, nutzen sie beispielsweise unbewohnte Gebäude wie Scheunen oder Gartenhäuschen, Dachböden, Holzstapel, Steinbrüche, Baumhöhlen, Gebüsche oder Bahntrassen als Unterschlupf. Marder meiden freies Gelände und sind daher vor allem auf das Vorhandensein von kleinräumigen Strukturen, wie beispielsweise Hecken, Steinwällen, Mauern, Kanälen oder Bächen angewiesen, die ihnen Deckung geben. Der städtische Lebensraum bietet also gute Bedingungen für das Vorkommen von Steinmardern.
Nach Sonnenuntergang verlässt der Steinmarder sein Tagesversteck, um auf Nahrungssuche zu gehen und das Revier abzugrenzen. Es wurde allerdings beobachtet, dass Marder in Städten ihren Tagesablauf an den Rhythmus der Menschen angepasst haben, um diesen möglichst aus dem Weg zu gehen. Daher bleiben sie im Winter auch nach Einbruch der Dunkelheit noch mehrere Stunden in ihrem Versteck und verlassen dies erst, wenn sich die menschliche Aktivität auf den Straßen, in Parks und Wohngebieten gelegt hat.
Nahrung
Marder, die zu den Karnivoren gehören, ernähren sich von einem breiten Nahrungsspektrum, das je nach Jahreszeit variiert. In Sommer und Herbst greift er vermehrt auf Obst und Beeren zurück und ernährt sich daneben ganzjährig von kleinen Säugetieren wie Mäusen und Ratten, sowie Insekten und Regenwürmern. Nach Möglichkeit erbeutet er auch Vögel oder Vogeleier. Auch vom Menschen zurück gelassene Nahrungsreste, die er auf seinen Streifzügen findet, verschmäht er natürlich nicht. Demzufolge kann der Steinmarder als „Nahrungs-Opportunist“ bezeichnet werden.
Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen
Marder leben als Einzelgänger in einem fest abgegrenzten Revier, das sich nicht mit den Revieren anderer, gleichgeschlechtlicher Marder überschneidet. Männchen und Weibchen treffen nur zur Paarungszeit (in der sogenannten "Ranz") von Juni bis August aufeinander. Nach einer winterlichen Eiruhe kommen im März bis April die 2-5 Jungen zur Welt, die etwa 3 Monate von ihrer Mutter in einem gut geschützten Versteck aufgezogen werden. Als Jungtiere wandern sie im Herbst ab, um sich ein eigenes Revier zu suchen. Somit kann es in einem Gebiet nicht zu stetig steigenden Populationsdichten von Steinmardern kommen, da jedes Revier von maximal 2 Steinmardern (einem Weibchen und einem Männchen) bewohnt wird. Die Abgrenzung des Reviers erfolgt über Duftstoffe, die über Analdrüsen und Drüsen an den Pfoten abgegeben werden. Besonders während der Ranz wurde ein vermehrtes Markier-Verhalten durch Duftmarken beobachtet.
Mensch und Marder
Das Bild des Menschen vom Marder ist stark durch Negativschlagzeilen geprägt. Jedoch verläuft in den meisten Fällen das Zusammenleben von Mardern und Menschen reibungslos, denn viele Menschen sind sich gar nicht bewusst darüber, dass Marder in ihrem unmittelbaren Umfeld leben.
Das Phänomen des „Automarders“ wurde 1978 zum ersten Mal in Winterthur in der Schweiz nachgewiesen, von wo aus es sich schnell über ganz Österreich, die Schweiz und Deutschland ausbreitete und 1995 sogar in Kiel entdeckt wurde. Marder, die in die Motorhaube der Autos klettern können, zerbeißen hierbei Kühlwasserschläuche und Zündkabel, je nachdem welche Teile erreichbar sind. Als Ursache für dieses Verhalten werden seitdem mehrere Möglichkeiten diskutiert:
1. Den Mardern, die während ihrer Streifzügen freies Gelände meiden, dient die Motorhaube als Unterschlupf. Hier erforschen sie die Gegenstände durch Riechen und Beißen. Die Zerstörungen an Kabeln und Schläuchen sind also Ergebnis eines „artspezifischen Erkundungsverhaltens“
2. Es handelt sich hierbei um einen Spieltrieb, der besonders bei Jungtieren noch ausgeprägt ist
3. Autos, die häufig in unterschiedlichen Gebieten parken, enthalten Duftmarken von revierfremden Mardern
Punkt 3 ist wahrscheinlich der Hauptgrund, weshalb die Marder aggressiv werden und als Folge dessen die markierten Autoteile zerbeißen. Es handelt sich dabei also um ein Verhalten von Revierverteidigung. Dies würde auch erklären, warum es vermehrt in der Ranz zu Marderschäden an Autos kommt und warum häufig dieselben Autos mehrfach betroffen sind. Hat man eine Teilkasko- Versicherung abgeschlossen, kommt diese in der Regel für die Primärschäden durch Marder auf. Dazu zählen beispielsweise zerbissene Schläuche. Dies gilt aber nicht für Sekundärschäden, die daraus resultieren, wie zum Beispiel das Überhitzen des Motors.
Da Marder gut klettern, schwimmen, springen und sich durch Ritzen zwängen können, haben sie häufig auch Zugänge zu Dachböden. Diese nutzen sie als Tagesversteck oder Aufzuchtsort für Jungtiere. Nutzt ein Marder regelmäßig einen Dachboden als Tagesversteck, findet man dort Kot und Harn des Marders. Hier kann es zu Störungen durch Lärm kommen, wenn der Marder in den Abendstunden aktiv wird oder sogar über einen längeren Zeitraum Junge dort aufzieht. Besonders problematisch ist hierbei, wenn es zur Beschädigung des Isoliermaterials kommt und so das Dach seine Isolierwirkung verliert oder sogar nicht mehr regendicht ist. In diesen Fällen ist eine Sanierung des Dachstuhls von Nöten, was hohe Kosten für die jeweiligen Hausbesitzer bedeutet, denn eine Versicherung kommt derzeit nicht für Marderschäden am Dach auf.
Tipps für eine entspannte Nachbarschaft
Durch das Zusammenleben von Menschen und Mardern in Siedlungsgebieten kommt es an einigen Stellen zu Konflikten, die jedoch durch gewisse Maßnahmen vermeidbar bzw. vorbeugbar sind.
In Ratgebern zum Umgang mit Steinmardern auf Dachböden werden verschiedene Vergrämungsmaßnahmen diskutiert. Ein Ziel dabei ist es, dem Marder den Aufenthalt in seinem Tagesversteck so unangenehm wie möglich zu gestalten, ihn also durch Musik und lautes Gepolter während des Tages zu stören. Diese Maßnahmen sind jedoch nicht dauerhaft wirkungsvoll, da Marder sehr lernfähig sind. Langfristig sollte also insgesamt dafür gesorgt werden, dass alle Zugänge zum Dachboden gut verschlossen werden – natürlich zu einem Zeitpunkt wenn der Marder sich nicht darin aufhält und vor allen Dingen nicht während der Jungenaufzucht zwischen März und Juni. Dies kann sehr aufwendig sein, ist jedoch unerlässlich, wenn man Schäden vermeiden möchte. Das Fangen oder Töten von Mardern ist in diesem Fall nicht sinnvoll, da das frei gewordene Revier über Kurz oder Lang von einem neuen Marder übernommen werden wird, der womöglich die gleichen Verstecke nutzt.
Dies gilt auch für den Umgang mit „Automardern“. Vergrämungsmaßnahmen wie Geruchsprays oder Ultraschallgeräte in Autos werden auf Dauer von den Mardern als ungefährlich identifiziert und ignoriert. Dauerhaft wirken nur direkte Maßnahmen wie die Ummantelung von Kabeln und Schläuchen oder Sicherungssysteme, die den Tieren beim Einstieg in das Auto einen leichten Stromschlag versetzen. Dies ist aber sehr teuer. An mehreren Stellen wird in der Literatur daher empfohlen, einen Maschendraht unter das parkende Auto zu legen, der sich bewegt, wenn der Marder darauf tritt und ihn daher verscheucht. In jedem Fall sollte ein einmal betroffenes Auto einer gründlichen Motorwäsche unterzogen werden, um die Duftmarken zu beseitigen, die möglicherweise erneuter Grund für einen Schaden sein könnten.
Krankheiten
Beim Steinmarder konnten Viruserkrankungen wie die Tollwut und Staupe nachgewiesen werden. Ebenfalls sind Infektionen mit der Aujeszkischen Krankheit bekannt, einer für den Menschen harmlosen, für Hunde aber tödlichen Herpesviruserkrankung.
Steinmarder können von diversen Parasiten befallen sein. Dazu zählen Flöhe, Milben, Nematoden und Bandwürmer. In der Regel sind Steinmarder weniger stark von Parasiten befallen wie Baummarder, da sie sich eher pflanzlich ernähren und somit weniger potentielle Zwischenwirte oder Träger von Parasiten (z.B. Wühlmäuse, Eichhörnchen) aufnehmen.