Reh
Hier finden Sie weiterführende Informationen über Rehe.
Steckbrief
Lateinischer Name: Capreolus capreolus
Klasse: Säugetiere
Ordnung: Paarhufer
Größe: bis zu 70 cm Schulterhöhe
Gewicht: 12 - 25 kg
Lebenserwartung: Die meisten Rehe werden auf Grund ihrer Umwelt nicht älter als 3 oder 4 Jahre, sie können jedoch eigentlich ein Alter zwischen 12 und 14 Jahren erreichen
Nahrung: Nährstoffreichere Pflanzenteile, wie Knospen, Triebe und Wildkräuter
Verbreitung: Eurasien
Lebensraum: Sowohl Wald als auch ladwirtschaftlich geprägte Gebiete
Natürliche Feinde: Rotfuchs, Luchs, Wolf
Feinde im Siedlungsraum: Hunde, Verkehrsunfälle, Vergiftungen, Jagd
Paarungszeit-Blattzeit: Juli bis Mitte August, danach tritt die sog. „Eiruhe“ ein, sodass die Jungen erst im Mai des Folgejahres zur Welt kommen
Geschlechtsreife: Nach ca. 14 Monaten
Lebensraum Land - Lebensraum Stadt
Rehe sind ursprünglich Waldrand- und Buschbewohner, denn sie benötigen zum einen geschützte Verstecke und zum anderen Lichtungen und Felder um dort zu fressen . Heute gelten sie aber auch als Kulturfolger, da sie sich gut an verschiedene, menschliche Lebensraume anpassen können und das nicht nur auf dem Land. Seit einiger Zeit werden auch immer mehr Rehe im Siedlungsraum gesichtet, wenn dort genügend Grünflächen vorhanden sind. Das heißt, man findet sie vor allem in Randbereichen, wo es viele Parks oder Friedhöfe gibt oder Übergänge zum Wald.
Grundsätzlich sind Rehe Fluchttiere, die bei Gefahr mit schnellen Sprüngen Schutz im nächsten Dickicht aufsuchen. Sie lernen nicht so schnell wie beispielsweise Füchse oder Wildschweine, können jedoch mit etwas Erfahrung die Risiken, die für sie von Menschen ausgehen, abschätzen lernen. Das heißt, sie erkennen die menschlichen Verhaltensmuster (z.B. Spaziergangszeiten in Parks, Wegenutzung auf dem Land) und sind daher weniger scheu.
Nahrung
Rehe sind Wiederkäuer und ernähren sich rein pflanzlich. Dabei wählen sie jedoch sehr stark aus, welche Pflanzen und Pflanzenteile sie zu sich nehmen, weshalb man sie auch als „Konzentrat-Selektierer“ bezeichnet. Sie fressen beispielsweise keine schwerverdaulichen Gräser, sondern die zwischen den Gräsern stehenden Wildkräuter. In Parks und Kleingärten sind sie dafür bekannt, dass sie sich von Tulpen und Rosenblüten ernähren, sowie junge Baumtriebe anknabbern.
Rehe sind tagaktiv und fressen am Tag zwischen 8 und 11 mal, dazwischen ruhen sie zum Wiederkauen.
Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen
Die Paarung von Rehbock (Männchen) und Ricke (Weibchen) findet im Hochsommer zwischen Juli und September statt. Bei den Ricken tritt jedoch zunächst eine „Keimruhe“ ein, bei der sich die befruchtete Eizelle bis zum Januar nicht weiterentwickelt. Demnach kommen die 1 bis 2 Jungen (Kitze) gegen Mai und Juni des neuen Jahres zur Welt. In den darauffolgenden Wochen folgen die Kitze ihrer Mutter, bleiben jedoch in Deckung, während die Mutter Nahrung sucht. Diese kehrt immer wieder zum Säugen zurück. Nach etwa 4-6 Wochen begleiten die Kitze ihre Mutter dann zur Nahrungssuche.
Soziale Strukturen
Rehe leben nicht im Rudel, wie beispielsweise der Rothirsch. Im Herbst schließen sich einzelne Individuen jedoch zu sogenannten „Sprüngen“ zusammen, in denen sie sich den Winter über bewegen und Nahrungsplätze aufsuchen. So sind die Tiere besser vor Gefahren geschützt. Die Sprünge lösen sich am Ende des Winters wieder auf und insbesondere die Rehböcke nehmen dann feste Gebiete ein, die sie gegenüber anderen Böcken verteidigen.
Mensch und Reh
Die Rehe leben vor allem in den Randbereichen von Städten, denn hier finden Sie in den Übergängen zum Wald guten Unterschlupf um von dort zur Nahrungssuche in die Grünbereiche der Stadt vorzudringen. Obwohl Rehe eigentlich tagaktiv sind, haben sie sich an die Tageszeiten der Menschen angepasst und bewegen sich daher vornehmlich in der Dämmerung.
Viele Menschen freuen sich über den Anblick eines Rehs in ihrem näheren Umfeld und beobachten die Tiere gern. An einigen Stellen verursachen Rehe jedoch auch Schäden, wie zum Beispiel an Ziersträuchern und Blumen in Gemüsegärten oder auf Friedhöfen, wenn sie dort regelmäßig zum Fressen auftauchen. Dies ist für die betroffenen Personen natürlich ärgerlich, auch wenn sich die ökonomischen Schäden meist im Rahmen halten. Dagegen sind die Schäden durch Verkehrsunfälle mit Rehen deutlich gravierender. Dort wo eine hohe Anzahl von Rehen lebt, sind diese auch häufiger in Unfälle verwickelt.
Und der Förster will auch nicht zu viele Rehe im Wald haben, da sie mit Vorliebe die jungen Haupttriebe der seiner jungen Bäume fressen.
Prävention von Konflikten
Wer keine Rehe in seinem Garten haben möchte, ist für die Abgrenzung seines Grundstücks selbst verantwortlich. Da Rehe sehr gut und hoch springen können, ist es hierbei wichtig, auf eine ausreichende Höhe des Rehzauns zu achten. In Gegenden mit hohen Wilddichten sehen Sie häufig auch Warnschilder, die auf die Gefahr von Wildunfällen aufmerksam machen. Diese sollten Sie besonders während der Dämmerung sehr ernst nehmen, denn es besteht die Gefahr, dass die Rehe bei anfahrenden Autos plötzlich auf die Straße ausbrechen. In der Dunkelheit werden sie außerdem von den hellen Scheinwerfern der Autos geblendet und fliehen nicht. Daher sollten Sie so fahren, dass Sie zur Not noch gut bremsen können, um einen Aufprall zu verhindern.
Wer gerne Rehe beobachtet, kann dies am besten während der Dämmerung in Nähe des Waldrandes tun. Die Tiere sind meist sehr scheu und suchen schnell das Weite, bevor man sie zu Gesicht bekommt. Jedoch wird man mit ein wenig Geduld belohnt, wenn man still an einer Stelle wartet. Rehe reagieren vor allem auf Bewegungen und Gerüche mit Flucht. Wer sich also nicht bewegt und entgegen der Windrichtung steht, hat gute Chancen die Rehe bei der Nahrungssuche zu beobachten.
Falls Sie ein Rehkitz finden, sollten Sie dieses nicht anfassen oder als Waisenkind aufnehmen, denn es ist ganz normal, dass die Mutter ihr Junges während der Nahrungssuche zurück lässt (siehe Biologie). Sie wird bestimmt zu ihrem Jungen zurückkehren, sobald die Luft rein ist. Hat das Junge dann jedoch Menschengeruch an sich, wird sie es wohlmöglich nicht mehr annehmen. Daher sollten Sie Kitze möglichst ungestört lassen und falls Sie einen Hund besitzen, diesen unbedingt anleinen. Denn wenn Sie ein Kitz finden, kann es gut sein, dass sich im näheren Umfeld ein weiteres versteckt, das nicht gefunden werden möchte.
Krankheiten
Am stärksten leiden Rehe unter Parasitenbefall, welcher bei geschwächten Tieren und besonders im Winter zum Tode führen kann. Eine bedeutende Rolle spielen beim Reh der Befall mit Lungen- und Darmnematoden, mit Kokzidien und dem Großen Leberegel. Lungenwürmer befallen Bronchien und Luftröhre der Tiere, was sich gelegentlich durch trockenes Hüsteln bemerkbar macht. Einem Befall mit dem Großen Leberegel folgen meist Abmagerung, Kümmern der Jungtiere oder auch zurückbleibende Entwicklung des Geweihs.
Nasen- und Rachendasseln legen ihre Larven in der Nase oder im Rachen des Rehs ab, was bei starkem Befall zu Atem- und Schluckbeschwerden des Tieres führen kann. Außerdem kommt es oft zu Schleimhautentzündungen, blutigem Ausfluss und einer allgemeinen Schwächung des Rehs. Weitere äußere Parasiten sind unter anderem Haarlinge, Zecken und Lausfliegen.