Nutria
Steckbrief
Mit ihrer Größe von bis zu 65cm ähnelt die Nutria einem Biber, jedoch hat sie einen glatten, runden Schwanz und ist auch etwas kleiner als ein Biber. Die Nagezähne der Nutria sind bei ausgewachsenen Tieren auffällig orange, was von Eiseneinlagerungen in den Zähnen kommt.
Lateinischer Name: Myocastor coypus
Klasse: Säugetiere
Ordnung: Nagetiere
Größe: Bis zu 65cm (ohne Schwanz)
Gewicht: 4-10kg
Lebenserwartung: 3 Jahre in freier Wildbahn, in Gefangenschaft bis zu 15 Jahre
Nahrung: Vorwiegend pflanzlich (Gräser, Wurzeln, Rüben, Mais), gelegentlich auch Muscheln, Käfer oder Würmer
Verbreitung: Ursprünglich aus Südamerika, heute auch in Nordamerika und Eurasien
Lebensraum: Entlang von Gewässer
Natürliche Feinde: Fuchs, Greifvögel, Wolf
Feinde im Siedlungsraum: Hunde, Hauskatzen, Verkehrsunfälle, Vergiftungen, Jagd
Paarungszeit: Das ganze Jahr über
Geschlechtsreife: Nach 3 bis 15 Monaten (je nach Umgebung)
Lebensraum Land - Lebensraum Stadt
Ähnlich wie der Biber ist auch die Nutria auf Gewässer angewiesen. Man findet sie daher an Teichen, Flüssen, Seen und sogar an der Küste. Auch im städtischen Raum wird immer wieder von großen Nutriaansammlungen berichtet, die in Parks entlang von Seen vorkommen und dort Aufsehen erregen. Entlang von Uferböschungen legen sie Baue an, die bis zu 6 m tief sein können. Hierhin ziehen sie sich zum Ruhen und zur Geburt der Jungtiere zurück und sind so auch vor Kälte geschützt. Des weiteren legen sie häufig Nester in Schilfgürteln oder in hohem Gras an, die sie als Futterplatz, zum Putzen oder Rasten nutzen.
Nutrias sind normalerweise dämmerungs- und nachtaktiv, jedoch hat man festgestellt, dass Tiere, die in Städten vorkommen, besonders mittags bis nachmittags aktiv sind. Dies liegt vor allem an den Fütterungen, die sie von zahlreichen Spaziergängern in dieser Zeit erhalten. Obwohl Nutrias generell als scheue Tiere gelten, zeigen sie im städtischen Raum wenig Furcht vor Menschen, betteln sogar um Essen und nehmen an Entenfütterungen teil.
Nahrung
Nutrias ernähren sich hauptsächlich von Wasserpflanzen, wie Schilf und Wasserpest, können im Winter jedoch auch auf Wurzeln und Baumrinde umsteigen, falls die Gewässer einmal zugefroren sind. Die Tiere legen meist keine großen Distanzen zurück, um auf Nahrungssuche zu gehen. Falls sich aber ein Acker mit Rüben, Kartoffeln oder Mais in unmittelbarer Nähe befindet, greifen sie auch auf diese zurück. Je nach Jahreszeit ändert sich also ihr Essverhalten. Im Winter halten Nutrias keinen Winterschlaf und legen auch keine Vorräte an. Das heißt, dass andauernde, starke Winter eine Gefährdung für die Tiere darstellen können.
Feinde haben die Nutrias auf Grund ihrer Größe bei uns kaum. Lediglich die Jungtiere können zur Beute von Füchsen oder Greifvögeln werden. Daher können sich Nutrias in vielen Gebieten sehr schnell vermehren, wenn sie sich einmal dort etabliert haben. In Städten können Hunde eine Gefahr für die Nutrias darstellen, allerdings wurde in Cottbus auch schon beobachtet, dass Nutrias umgekehrt Hunde und Fußgänger angriffen.
Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen
Nutrias können sich das ganze Jahr über fortpflanzen. Je nach Umweltbedingungen bringen die Weibchen zwischen 3 und 9 Jungtiere in einem Wurf auf die Welt. Diese können schon von Anfang an sehen und sogar schwimmen. Sie werden bis zu 2 Monate lang von ihrer Mutter gesäugt.
Soziale Strukturen
Die weiblichen Jungtiere bleiben oft auch nach der Aufzucht noch bei ihrer Mutter, sodass sich kleinere Familiengruppen bilden. Die männlichen Jungtiere wandern dagegen ab und versuchen, an ein eigenes Revier zu gelangen. Dabei überlappt das Revier der Männchen oft das von mehreren Weibchen, sodass die Männchen in der Lage sind, sich mehrfach fortzupflanzen. Die Männchen markieren ihr Revier durch Urin.
In Städten bilden sich häufig auch größere Kolonien, in denen mehrere Kleingruppen denselben Lebensraum (sowohl Futter als auch Bauten) nutzen.
Mensch und Nutria
Wenn sich große Nutriakolonien in Parks und an Flüssen ansammeln, sorgen diese meist für Aufregung unter den Beobachtern. Die einen freuen sich über die großen Nagetiere, die sich schnell an den Menschen gewöhnen und sich leicht fotografieren lassen, die anderen sehen diese Ausbreitung als kritisch an.
Aus ökologischer Sicht ist die Ausbreitung einer "neuen" Art (die Nutria stammt ursprünglich aus Südamerika) in einem Gebiet oft schwierig, wenn diese die vorhandenen Arten zurückdrängt und gefährdet. So hat sich beispielsweise durch Nutrias in einigen Gebieten der Pflanzenbewuchs sehr verändert, weil die Nagetiere die meisten Wasserpflanzen wie Schilf und Seerosen gerne als Nahrung nutzen. Auch die Rinde mancher Baumarten können sie mit ihren scharfen Zähnen schälen, was besonders Förster nicht gerne sehen.
Durch ihre Wühltätigkeit kann es aber auch zu wirtschaftlichen Schäden kommen, wenn Dämme oder Deiche betroffen sind. Problematisch ist besonders die rasche Vermehrung der Tiere und das daraufhin gehäufte Vorkommen der Art an einer Stelle. Denn Nutrias haben bei uns keine natürlichen Feinde und können sich deshalb unverhältnismäßig schnell vermehren. Wenn die Nahrungsgrundlage an bestimmten Orten sehr gut ist - wie beispielsweise in Parks, wo die Besucher die Tiere mit mitgebrachtem Essen füttern - sind die Jungtiere nach der Aufzucht nicht mehr gezwungen, abzuwandern, sondern bleiben einfach vor Ort. So bilden sich dann große Kolonien mit vielen Tieren, die viele Bauten auf kleinem Raum anlegen, was ernsthafte Probleme im Wasserschutz verursachen kann.
Nutrias zu beobachten, ist an manchen Orten gar nicht so schwer, denn die Tiere sind besonders im städtischen Bereich nicht mehr scheu. Die Tiere sind meistens am Vormittag und vor dem Sonnenuntergang aktiv - hier lohnt sich also ein Besuch. Tagsüber kann es mitunter schwierig werden die Tiere zu beobachten, denn sie verbringen dann die meiste Zeit in einem Unterschlupf zwischen Büschen oder Schilf. Je nach Ort, kann das Verhalten der Tiere aber variieren.
Auch wenn es Freude bereiten kann, die Nutrias durch Fütterungen sehr nah an sich heran zu locken, sollte jedoch unbedingt auf Fütterungen verzichtet werden. Denn durch das Zufüttern können sich die Nutrias schnell vermehren und dies kann dann viele negative Konsequenzen haben (siehe Nachbarschaft). Auch ist eine gewisse Vorsicht geboten, denn es handelt sich immer noch um Wildtiere, die in der Not sehr wehrhaft werden können. Bei neugierigen Hunden beißen Nutrias schon mal gerne in den Hals. In Cottbus sollen einige Nutrias sogar Hunde angegriffen haben. In Bezug auf Krankheiten sollte man außerdem auf eine gewisse Hygiene achten.
Wenn Nutria-Kolonien in manchen Landschaften zu groß werden, kann es mitunter nötig werden, dass die Stadt und Jägerschaft eingreift, um Schäden an Deichen und Dämmen einzugrenzen.
Krankheiten
Nutrias sind, wie viele andere Nagetiere auch, in der Lage Krankheitserreger zu übertragen, zum Beispiel Salmonellen oder Streptokokken. Auch Leptospirose wurde in Frankreich bei einigen Tieren nachgewiesen. Diese Krankheit äußert sich beim Menschen durch grippeähnliche Symptome bis hin zu Nierenversagen. Die Krankheitserreger befinden sich meist im Kot und Urin der Tiere, daher ist es besonders für Personen, die mit Nutrias in Kontakt treten oder in den Lebensräumen der Nutria arbeiten (Fischer, Kanalarbeiter, Gärtner), wichtig auf sorgfältige Hygiene zu achten.
Nutrias können als Zwischenwirte den Kleinen Fuchsbandwurm übertragen.