Footbike: Duisburger Lehrer tritt sich an die Weltspitze

Ungläubige Blicke begleiten Joachim Kube häufig – besonders von Radfahrern, wenn er auf zwei Rädern, aber ohne Pedale an ihnen vorbeizieht. Der 48-jährige Duisburger betreibt Footbiken, auf Deutsch: Tretrollersport – und das auf höchstem Niveau.

Was für viele nur ein Roller ist, ist für Kube, Sport- und Biologielehrer an einer Duisburger Gesamtschule, das schnellste und schönste Fortbewegungsmittel der Welt. „Ich bin vor ein paar Jahren dazugekommen“, erzählt er. „Joggen war mir zu langweilig, Rennradfahren zu zeitintensiv – und da ich die Anschubbewegung schon immer faszinierend fand, habe ich einfach mal einen Kickroller ausprobiert.“

An der Regattabahn in Duisburg trainiert Joachim Kube besonders gerne.

Was als Experiment begann, wurde schnell zur Leidenschaft. Kilometer um Kilometer rollte der frühere Leichtathlet – 2001 Mitglied einer 4x200-Meter-Staffel bei den Deutschen Hallenmeisterschaften – durch die Felder im Duisburger Süden.
„Irgendwann war mir der Untergrund zu holprig. Ich suchte nach einem Roller mit größeren Reifen – und wurde im Internet fündig.“

Heute fährt Kube einen professionellen Tretroller mit luftgefüllten 28-Zoll-Rädern – eine Seltenheit auf deutschen Radwegen. Die Hochburgen des Sports liegen in Tschechien und den Niederlanden, wo Kube auch seine bislang größten Erfolge feierte und feiern will.

Seit 2010 gibt es sogar einen "Deutschen Tretrollerverband".

Vizeweltmeister

Bei der Weltmeisterschaft 2024 in Tschechien wurde er in seiner Altersklasse (M40–49) Vizeweltmeister auf der Mittelstrecke (12 km in gut 24 Minuten) und belegte Platz fünf im 800-Meter-Sprint.
Top-Athleten schaffen auf längeren Distanzen Durchschnittsgeschwindigkeiten sogar über 30 km/h.

Sein nächstes Ziel: die Europameisterschaft Ende August im niederländischen Hengelo. „Darauf trainiere ich – drei- bis viermal pro Woche“, sagt Kube. Gerne auch an der Duisburger Regattabahn. „Duisburg bietet so viele Möglichkeiten – das macht Spaß.“ Und macht Eindruck: „Ich falle auf, klar. Manchmal gibt’s auch spöttische Kommentare wie: ,Hast du deinen Sattel vergessen?‘ Aber das gehört dazu. Ich bin im größeren Umkreis ein Unikat.“ Bei Deutschen Meisterschaften treten um die 30 Sportlerinnen und Sportler an.

Ein Mann und sein Roller: Kubes Footbike ist eine Spezialanfertigung.

Doch Kube will das ändern – ganz in der Rolle eines Botschafters für den Tretrollersport. Zwar konnte er seine Schülerinnen und Schüler bislang noch nicht für die Sportart begeistern – „Das ist ein Zukunftsprojekt“ – aber seine beiden Kinder treten bereits in Papas Fußstapfen.

Zum Schwung holen, bietet es sich an, das Knie richtig hocjhzuziehen und dann fest nach hinten abzustoßen.

„Biomechanisch ist das Footbiken dem kindlichen Rollerfahren sehr ähnlich“, erklärt Kube. „Die Bewegungen sind nur ausladender, und man wechselt regelmäßig das Anschubbein, damit das Standbein nicht ermüdet. Das fördert Koordination und Gleichgewicht.“ Inzwischen setzt sich Kube auch wissenschaftlich mit dem Sport auseinander. In seinem Blog schreibt er über Themen wie die Grundlagen des Ausdauertrainings oder die Herzfrequenzmessung beim Footbiken.

Wer selbst mit dem Footbiken beginnen möchte, braucht nicht gleich eine fünf Kilogramm leichte Carbon-Spezialanfertigung aus der Slowakei – wie sie Kube inzwischen fährt.
Gute Einsteigermodelle gibt es bereits ab etwa 400 Euro. Wer tiefer einsteigen möchte, findet Beratung und Trainerkontakte beim Deutschen Tretrollerverband (DTRV), der seit 2010 existiert.

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