Offenes Atelier 2025: Ein Interview mit Cornelia Schweinoch-Kröning
„Kunst ist notwendig, ich will sie leben“, das sagt Cornelia Schweinoch-Kröning. Dass es „ohne“ nicht geht, belegen ihre Vita sowie Werke.
Heute besuchen wir die Bildende Künstlerin in ihrem Atelier.
Von Carolin Kampschulte
Nach dem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf war sie bis zu ihrem Aufhören Lehrerin für Geschichte – und Kunst natürlich. Jetzt nutzt sie diese gewonnenen Freiräume, um ihre Profession weiter voranzutreiben und um regelmäßig auszustellen. Seit 2021 befindet sich ihr Arbeitsmittelpunkt im städtischen Atelier im Kultur- und Freizeitzentrum Rheinhausen (KFZ).
Bereiten Sie sich als Künstlerkollektiv im KFZ gemeinsam aufs „Offene Atelier“ vor?
Wir alle haben einen eigenen Plan vom Eventwochenende. Manche bieten Mitmach-Aktionen an oder die Möglichkeit, über die Schulter zu schauen und über Kunst ins Gespräch zu kommen. Ich nutze die Chance, einen Gastkünstler bei mir willkommen zu heißen. Vor Kurzem habe ich mit einer ehemaligen Schülerin, die gerade ihren Master in Design gemacht hat, eng zusammengearbeitet. Wertvolle Verbindungen.
Durch das Miteinander wird das „Offene Atelier“-Wochenende noch vielfältiger.
Genau, die Genres, die wir hier vertreten, sind schon sehr unterschiedlich. Wir bieten somit eine tolle Möglichkeit für Interessierte, an einem Wochenende verschiedene Stilrichtungen kennenzulernen und schenken Künstlerinnen und Künstlern, die nicht das Privileg eigener Räumlichkeiten haben, eine Bühne.
Was können Besucherinnen und Besucher bei Ihnen entdecken?
Ich arbeite hauptsächlich auf Papier und präsentiere Zeichnung, Grafik, Installation, Druckgrafiken – beispielsweise Tiefdrucke, Hochdrucke und Monotypien. Vieles in schwarz-weiß. Durch die Kombination von verschiedenen grafischen Techniken entstehen neue Bildwirklichkeiten. Dazu inspiriert mich Formentera, ich schöpfe folglich aus meinem Erkundungsfundus auf Reisen. Damit das gelingt, sammle ich ständig „Reisefrottagen“ – so wie ich sie nenne.
Was hat es mit der zeichnerischen Technik auf sich?
Sie geht auf Max Ernst zurück. Der berühmte Künstler inspiriert mich schon seit Jahren. Dünnes Papier wird hierfür auf einen Gegenstand mit Struktur gelegt und dann mit Bleistift oder Kohle abgerieben. Das mache ich auch. Ich durchreibe Strukturen, Texturen oder Dinge, die mir auf Reisen begegnen und die ich vor allem beim Gehen durch die Landschaft Formenteras vorfinde. Im Atelier ordne ich sie dann und setze sie zu neuen Bildwelten zusammen.
Darum ist die Natur auch der Schwerpunkt Ihrer Kunst? Oft ist es der heimische Lebensraum. Warum?
Bei mir geht es ums experimentelle Erfassen von Anatomie, Form und Struktur. Dazu fertige ich besonders gern Grafiken und Installationen von Vögeln und verschiedenen Insektentypen an. Als eine Metapher für menschliches Empfinden. Denn diese Tiere sind für den Menschen eher negativ konnotiert. Wir pflegen ein ambivalentes Verhältnis zu ihnen – obwohl wir Insekten brauchen und obwohl Krähen sehr soziale Tiere sind.
Auf das Bild hier an der Wand hat sich eine skizzierte Drohne eingeschlichen, die zwischen Libellen fliegt. Provokation?
Meine Arbeiten erlauben Protest gegen vom Menschen zerstörte Idyllen in der Natur. Es geht um Verlust von Lebensraum und eine ungewisse Zukunft. Dazu habe ich bereits 2023 eine Serie von Arbeiten angefertigt, die ich weiterhin fortführe.
Sie arbeiten noch nicht so lang hier in Rheinhausen. Wie fühlt es sich an?
Es ist ein Privileg, eine künstlerische Welt. Hier kann ich eintauchen. Wenn ich in meinem Atelier bin, bin ich nirgendwo anders, nur im Hier und Jetzt.
Also unverzichtbar?
Wir hinterlassen in den Räumen unsere Spuren. Unsere Ateliers sind elementar. So hebt sich Duisburg gegenüber anderen Städten ab. Unsere Ateliers sind schützenswert. Dass es sie gibt, ist einzigartig und keine Selbstverständlichkeit. Und das möchten wir beim „Offenen Atelier“ genauso zeigen.

