Offenes Atelier 2025: Ein Interview mit Fee Brandenburg
Mehr Wut, mehr Mut, mehr Wertschätzung
„Ich freue mich, wenn Menschen meine Kunst kaufen, weil sie darin etwas für sich entdeckt haben. Aber als allererstes ist Kunst meine Notwendigkeit. Sie muss raus und macht mich einfach glücklich“, sagt Fee Brandenburg.
Von Carolin Kampschulte
Fee Brandenburg betreibt seit 2010 ihr Atelier im „Hafenkult“ direkt mit Blick auf den Duisburger Rhein. Auf den ersten Blick sind ihre Werke bunt und fröhlich, doch auf den zweiten ist erkennbar, dass sie vielschichtiger und tiefgründiger sind als zunächst angenommen. Ihre figurativen Bilder und animierten Filme werden düsterer und düsterer.
Was Wut damit zu tun hat, wieso die eigene Wertschätzung der Arbeit unverzichtbar ist, aber hart erarbeitet wurde, und wie sie mit Unsicherheit sowie Mut umgeht, ist Thema im Gespräch. Und natürlich geht es auch im letzten Beitrag der Interview-Reihe rund ums „Offene Atelier“ um genau das – das Event, das für Künstlerinnen und Künstler eine unverzichtbare und elementare Bühne bedeutet.
Wie wird das angenommen – von Betrachterinnen und Betrachtern, aber vor allem von dir?
Am Anfang habe ich mich gefragt: Kann ich meiner Expertise trauen? Ist das gut so? Ist das Kunst? Ja, ich schaffe etwas von Wert und transportiere eine bestimmte Aussage. Darauf vertraue ich.
Seit wann machst du Kunst?
Ich habe schon vor Ausbildung und Studium Kunst gemacht. Da habe ich es aber noch nicht so bezeichnet. Denn die Wertschätzung für mich und mein künstlerisches Talent habe ich mir erst später zugestanden.
Ein Prozess?
Absolut. Das haben wir Frauen doch so als Mädchen gelernt: Werde nicht zu laut, falle nicht so auf und sei nicht zu überzeugt von dir. Inzwischen denke ich: Das sind überholte, alte Werte, die wir ablegen müssen, was nicht immer leicht ist. Doch wir können unserem Schaffen vertrauen. Ganz klar.
Was hilft dir dabei, dich zu sehen und für dich einzustehen?
Der Austausch und die Verbindung mit anderen Kunstschaffenden. Und das gegenseitige Bestärken unter Frauen. Wir sind immer noch mitten im Prozess, laut zu werden.
Wie würdest du deine Emotionen dazu beschreiben?
In mir ist Wut. Das ist eine Aussage, die einfach so stehen bleiben darf und muss.
Nutzt du die Wut auch positiv? Als Deinen Katalysator?
Ja. Daher werden meine Bilder düsterer und düsterer. Weil die Welt düsterer wird.
Meine Beobachtungen fließen durch mich und in meine Kunst. So entstehen Geschichten, die ich erzählen will. Ich bin ganz frei in dem, was mich bewegt. Und ich arbeite daran, in meiner Kunst genau das auszudrücken.
Welches Thema zieht sich durch deine Werke?
Figuren. In der Regel mit Öhrchen, also sehr illustrativ. Symbolhaft für das Spielerische, mein Ausdrucksmittel. Sie erwachen in Trickfilmen auch zum Leben. Außerdem habe ich eine neue Serie: Es geht um installativ eingesetzte Wandobjekte, die von Holztheatern inspiriert wurden.
Was rätst du anderen, die noch an sich, an ihrem Können zweifeln?
Klingt nach einem doofen Rat. Aber: einfach machen! Verbinde dich mit anderen Kunstschaffenden – auch über Generationen hinweg und tausche dich aus. Das hilft, dir selbst zu vertrauen.
Gibt es diesen starken Spirit auch hier im „Hafenkult“?
Es ist ein wertschätzender, freundschaftlicher kreativer Raum, der viele Gewerke beherbergt. Ich arbeite schon seit 15 Jahren hier. Zum Tag des „Offenen Ateliers“ nutzen wir unsere Ausstellungsflächen für eine gemeinsame Jubiläumsausstellung des Atelierhauses.
Was wirst du beim „Offenen Atelier“ präsentieren?
Ich arbeite an mehreren Serien parallel. Manchmal komme ich an einem Punkt nicht weiter, pausiere und nehme den Faden bei einer anderen Serie wieder auf. Seit 25 Jahren begleiten mich Selbstportraits auf Polaroids, die ich von mir anfertige. Hier hatte ich lange nicht das Gefühl: Die will ich zeigen. Doch einen kleinen Einblick gibt es in diesem Jahr, nachdem ich die allerersten Polaroids zufällig wieder in den Händen hatte. Ich freue mich drauf, beim „Offenen Atelier“ über Prozesse und Drucktechniken zu sprechen. Aber auch über neugierige Menschen, die Lust haben, in meine Arbeiten einzutauchen und in ihr Dinge sehen, die mir bislang verborgen geblieben sind.
Also ist Kritik erlaubt?
Und durchaus erwünscht. Ich mache mir erstmal keine Gedanken, was Menschen denken könnten, denn im Fokus steht das Schaffen. Ich bin dann aber neugierig auf das, was meine Kunst beim Betrachtenden auslöst.
Schon Pläne für weitere Projekte?
Ich habe immer einen Plan, aber der ist nie zu konkret. Ich mag es, mich mit spielerischen Experimenten einem Thema zu nähern. Es entsteht ein Mix aus Expertise, Forschen und Zufall, aus dem sich Stück für Stück eine neue Serie formt.
