Glossar/ Begriffserklärungen
Hier finden Sie Erläuterungen zum Themenbereich vielfältige Lebensformen. Alles Wissenswerte über Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transidente, Intergeschlechtliche und mehr.
Der Inhalt wurde durch Internetrecherche, Literatur und Gesprächen mit Fachkräften erarbeitet.
A
agender
(a = griech. Vorsilbe mit verneinender Bedeutung; gender = engl. Geschlecht) Geschlechtslos. Personen die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen.
Akzeptanz
(von lat. "accipere" für gutheißen, annehmen, billigen) Akzeptanz beruht auf Freiwilligkeit. Darüber hinaus besteht eine aktive Komponente, im Gegensatz zur passiven, durch das Wort Toleranz beschriebenen Duldung. Akzeptanz drückt ein zustimmendes Werturteil aus und bildet demnach den Gegensatz zur Ablehnung (Aversion).
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
Ein deutsches Bundesgesetz, das Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität verhindern und beseitigen soll. Zur Verwirklichung dieses Ziels erhalten die durch das Gesetz geschützten Personen Rechtsansprüche gegen Arbeitgeber und Private, wenn diese ihnen gegenüber gegen die gesetzlichen Diskriminierungsverbote verstoßen. Mit seinem Inkrafttreten wurde das Beschäftigtenschutzgesetz abgelöst.
Ally
Eine heterosexuelle Person, die sich für die Rechte von Menschen der Queeren-Community einsetzt.
Androgyn
Fusion aus den altgriechischen Begriffen andros für Mann und gyne für Frau. Steht für ein Äußeres, das weder eindeutig männlich noch eindeutig weiblich ist. Wird Hauptsächlich verwendet, wenn das Geschlecht nicht klar erkennbar ist.
aromantisch
durch griech. Vorsilbe a verneinende Bedeutung, hier von romantischen Gefühlen zu anderen Menschen. Was eine sexuelle Anziehung jedoch nicht ausschließt.
asexuell/Asexualtität
Die Bezeichnung für die Abwesenheit sexueller Anziehung oder der Mangel an Interesse bzw. Verlangen nach Sex. Es handelt sich nicht um eine bewusste Entscheidung, wie bei katholischen Priestern mit dem Zölibat. Dabei gibt es - wie so oft - verschiedene Variationen. Von Personen die einen sexuellen Trieb verspüren, aber niemals mit einer anderen Person sexuell interagieren würden, über Personen die sich von anderen angezogen fühlen, aber keinen Sexualtrieb verspüren, bis hin zu Personen die weder einen Sexualtrieb noch eine emotionale Anziehungskraft verspüren.
Asterisk (*)
s. LSBTI*, LSBTTI*, LSBTTIQ*
B
Belästigung
Im juristischen Sinn bezeichnet Belästigung Verhaltensweisen, die als bedrohlich oder beunruhigend wahrgenommen werden. Ein Umfeld, in dem belästigt wird, wird als einschüchternd, feindselig, entwürdigend, erniedrigend und aggressiv empfunden. Beispiele für Belästigungen sind: Diskriminierungen aufgrund eines im AGG geschützten Merkmals oder Mobbing. Belästigung ist gemäß den Grundrechten der Europäischen Union, den EU-Verträgen, den Europäischen Richtlinien, der Europäischen Rechtsprechung, dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz sowie den EU-Bürgerrechten verboten.
bisexuell/Bisexualität
(bi = doppelt, beide) Form der sexuellen Ausrichtung, die auf eine Person zutrifft, die sich gleichermaßen von Frauen und Männern sexuell angezogen fühlt.
C
Cisgender/Cissexualität (Zissexualität)
(lat. cis- "diesseits" und engl. gender "Geschlecht") ist das Gegenteil von Transgender (lat. trans- "jenseitig", "darüber hinaus"), bezeichnet also Menschen, deren Geschlechtsidentität mit ihrem körperlichen Geschlecht übereinstimmt. Dies trifft auf die meisten Menschen zu. Den Ausdruck "Zissexualität" bzw. "Zissexuelle" hat 1991 der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch eingeführt, um auszudrücken, dass es Zissexuelle geben muss, wenn es Transsexuelle gibt, und dass das als normal unterstellte Zusammenfallen von Körpergeschlecht und Geschlechtsidentität keine Selbstverständlichkeit ist.
Coming Out
Der Begriff Coming-out (herauskommen) stammt aus dem Englischen. Er bezeichnet das Öffentlich machen der eigenen sexuellen Identität, meistens in Zusammenhang mit Homosexualität, aber auch bei Trans*Menschen. Es gibt Definitionen, die zwischen dem inneren und äußeren Coming-out unterscheiden. Danach ist das innere Coming-out die Phase, in der die eigenen Gefühle und Wünsche realistisch wahrgenommen und auch anerkannt werden. Im äußeren Coming-out wird zum Beispiel das Lesbisch-, Schwul- oder Trans*sein zunächst vertrauten Personen und später einem weiteren Kreis von Menschen mitgeteilt. Der 11. Oktober ist der internationale Coming Out Tag.
Community
heißt Gemeinschaft. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Menschen die sich in einer vergleichbaren oder ähnlichen Lebenssituation befinden. Bei LSBTI* (s. dort) also eine Gruppe, die aufgrund ihrer sexuellen Identität bzw. Orientierung gleiche Erfahrungen teilt und in diesem Zusammenhang aktiv wird. Das betrifft die lesbische Fußballmannschaft, die schwulen Wasserballer, die Transsexuelle Selbsthilfegruppe über die Leder-Gay-Bar, den Lesben Stammtisch oder das Schwule Museum. Also alle, die sich in irgendeiner Form zusammentun und handeln, um Selbstbewusstsein und Solidarität zu stärken. Mit dem Begriff Community wird das Zusammengehörigkeitsgefühl stärker betont.
CSD (Christopher-Street-Day)/Gay Pride
Der Christopher Street Day (CSD) ist seit mehr als 40 Jahren ein Demonstrations-, Gedenk- und Festtag der Homosexuellenbewegung (heute: LSBTI*-Bewegung). Der Begriff CSD ist in Deutschland und der Schweiz gebräuchlich, andere Bezeichnungen sind zum Beispiel "Regenbogenparade" und "(Gay) Pride". Demonstriert und gefeiert wird am CSD für die Bürgerrechte und gegen Diskriminierung. Der Tag erinnert an den Aufstand von Homosexuellen gegen Polizeiwillkür in New York im Jahr 1969. Die Rebellion fand in der Christopher Street im Stadtviertel Greenwich Village statt, wo es am 28. Juni 1969 in der Bar Stonewall Inn zu einer gewalttätigen Polizeirazzia gekommen war. Es schlossen sich tagelange Straßenschlachten zwischen Homosexuellen und der Polizei an. Um des ersten Jahrestages des Aufstands zu gedenken, wurde in New York das Christopher Street Liberation Day Committee gegründet. Damit begann eine Tradition, die sich weltweit verbreitet hat. In Deutschland fanden 1979 in Bremen und Berlin die ersten CSDs mit dieser Bezeichnung statt. Jedoch gab es größere Lesben- und Schwulendemonstrationen in der Bundesrepublik bereits seit 1972 (die erste am 29. April in Münster). Zum Berliner CSD gibt es seit 1997 eine Alternativveranstaltung: der "Transgeniale CSD" geht auf linke Gruppen aus dem Stadtteil Kreuzberg zurück. Diese kritisieren, dass der CSD entpolitisiert und kommerzialisiert sei.
D
Diskriminierung
(lat. discriminare "trennen, unterscheiden, eine Unterscheidung treffen") bezeichnet eine Person oder Gruppe in einer vergleichbaren Situation, in der eine weniger günstigere Behandlung als eine andere Person oder Gruppe erfährt, erfahren hat oder erfahren würde. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz spricht hier von Benachteiligung.
Diversity
(englisch für Vielfalt, Vielfältigkeit, Verschiedenheit) Im Zusammenhang mit Antidiskriminierungsmaßnahmen bezeichnet Diversity ein Konzept, das Vielfalt als Potenzial begreift: Es setzt auf die Verschiedenheit und Individualität der Menschen und steht zudem für einen respektvollen und wertschätzenden Umgang untereinander. Diversity bezieht sich auch auf die Vielfalt innerhalb einer Person, also die Vielfältigkeit der Identität. In der Wirtschaft spricht man von Diversity Management, bei dem Personalabteilungen Vielfalt für den Unternehmenserfolg nutzen sowie die Diskriminierung von Minderheiten verhindern und die Chancengleichheit verbessern wollen. Dabei geht es unter anderem um Aspekte von Geschlecht, sexueller Orientierung, Ethnie, Alter, Behinderung und Religion.
E
Ehe/Eheöffnung
Seit dem 01.07.2017 gilt das Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts. Somit gelten beinahe alle bzw. dieselben Bedingungen einer Ehe für Gleichgeschlechtliche wie für heterosexuelle Partnerschaften. Ausnahme bildet weiterhin das Abstimmungsrecht. Ein Kind, das in eine heterosexuelle Ehe hineingeboren wird, bekommt per se als Mutter die Frau, die das Kind geboren hat und als Vater den Mann, der mit dieser Frau verheiratet ist, ungeachtet ob dieser tatsächlich der Vater ist. Dies dient zur Absicherung des Kindes. Diese Sicherheit wird Kinder aus lesbischen Beziehungen verwehrt (s. Stiefkindadoption).
G
Gay/Gays
(englisch ursprünglich: fröhlich, heiter, lebenslustig, liederlich) ist eine (Selbst-)Bezeichnung für Homosexuelle, also Lesben und Schwule. Bei der üblichen Verwendung des Begriffs in Deutschland sind Lesben nicht mitgemeint. Lt. Angaben des Bundes Lesbischer und Schwuler Journalist*innen (BLSJ) wird gay/Gays hierzulande oftmals dann benutzt, "wenn Autor*innen sich nicht trauen, selbstbewusst von Schwulen zu schreiben". Der BLSJ empfiehlt Journalist*innen, die Begriffe schwul/Schwule(r) zu benutzen.
gay friendly
umschreibt eine Person, Gruppe, Geschäft oder Konzern die/der zeigen will, dass Mitglieder aus der Community (s. dort) willkommen sind und voll akzeptiert werden.
Gender
bezeichnet als Konzept die soziale, gesellschaftlich konstruierte oder psychologische Seite des Geschlechts einer Person, im Unterschied zu ihrem biologischen Geschlecht (engl. sex). Der Begriff wurde aus dem Englischen übernommen, um auch im Deutschen eine Unterscheidung zwischen sozialem ("gender") und biologischem ("sex") Geschlecht treffen zu können, da das deutsche Wort Geschlecht in beiden Bedeutungen verwendet wird.
genderfluid
(von engl. „gender“ Geschlecht und lat. „fluid“ flüssig) Bei dieser Personengruppe schwankt deren Geschlechtsidentität und ist wandelbar bzw. nicht immer eindeutig.
Genderqueer
generelle Ablehnung der Heteronormativität (s. dort) und der damit verbundenen Vorstellungen über angeblich typisches Rollenverhalten bei Frauen bzw. Männern.
Geschlechtsdysphorie
(engl.: gender dysphoria) Leidet eine Person unter der fehlenden oder beeinträchtigten Übereinstimmung der Geschlechtsinkongruenz (s. dort), wird dies als Geschlechtsdysphorie bezeichnet.
Geschlechtsidentität
Beschreibt die Selbstwahrnehmung einer Person einem bestimmten Geschlecht anzugehören (siehe auch Cisgender und Transidente).
Geschlechtsinkongruenz
Stimmt das Geschlechtsidentitätserleben nicht mit den Geschlechtsmerkmalen des Körpers überein, spricht man von Geschlechtsinkongruenz.
H
Herm
Selbstbezeichnung intergeschlechtlicher Menschen (s. dort).
Heteronormativität
Ausdruck, dass Heterosexualität als "normale" Form der Sexualität in einer Gesellschaft angesehen wird. Dieser Betrachtungsansatz der heteronormativen Ordnung mit der Tendenz zur Ausgrenzung, Ungleichheit und stereotypen Geschlechterrollen wird daher in der derzeitigen Diskussion kritisch hinterfragt.
heterosexuell/Heterosexualität
(hetero = verschieden) Form der sexuellen Anziehung unterschiedlichen Geschlechts.
Homohass/-feindlichkeit
Akte verbaler, psychischer und physischer Gewalt - bis hin zum Mord.
Homophobie
Soziale, nicht sachlich begründete, sondern auf Vorurteilen basierende Abneigung gegenüber homosexuellen Menschen und ihren Lebensweisen.
homosexuell/Homosexualität
(homo = gleich) Form der sexuellen Anziehung des gleichen Geschlechts. Bei Frauen hat sich der Begriff "lesbisch" bei Männern der Begriff "schwul" durchgesetzt.
I
Inklusion
heißt "Einschluss". Jeder Mensch erhält die Möglichkeit, sich vollständig und gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen - und zwar von Anfang an und unabhängig von individuellen Fähigkeiten, ethnischer wie sozialer Herkunft, Geschlecht, Alter oder sexueller Identität. Inklusion ist Vielfalt und Vielfalt bereichert.
Inter*/Intergeschlechtlich/Intersex/Intersexualität
Inter* steht für alle, die mit körperlichen Merkmalen geboren werden, die medizinisch als "geschlechtlich uneindeutig" gelten. Das Sternchen (*) steht für unterschiedliche Selbstdefinitionen und Identitäten. Dazu gehören Bezeichnungen wie Intersex, intergeschlechtlicher Mensch, Hermaphrodit, Herm oder auch Zwitter. Häufig werden intersexuelle Menschen im Kindes- oder Jugendalter durch Operationen und/oder Hormonbehandlung geschlechtlich vereindeutigt, um sie in die gesellschaftliche Ordnung (nach heteronormativen Muster) eindeutiger einer Geschlechtszugehörigkeit anzupassen. Diese medizinischen Eingriffe werden von vielen Inter*Menschen und ihren Interessensverbänden als menschenrechtswidrig kritisiert, da sie gesundheitlich nur in wenigen Fällen notwendig sind und lediglich der Aufrechterhaltung der Zwei-Geschlechter-Ordnung dienen. Es besteht die Gefahr, dass Eltern und Ärzte sich für ein Geschlecht entscheiden und der Mensch später ganz anders empfindet. Außerdem hinterlassen Eingriffe meist irreversible körperliche Schäden. Die Inter*Verbände in Deutschland kritisieren, dass noch immer zu viel und zu früh operiert werde. Im November 2013 wurde in Deutschland das Personenstandgesetz reformiert. Darin heißt es: "wenn ein Kind weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden kann, die Angabe in das Geburtenregister weggelassen wird". Diese Reform wird von den Inter*verbänden zwar grundsätzlich als eine Form der Anerkennung begrüßt, sie kritisieren aber, dass die Auslassung eines Eintrages eigentlich unzutreffend ist. Die Leerstelle sehe aus wie "kein Geschlecht". Deshalb klagte eine Inter*Person. Mit Beschluss vom 10.10.2017 erklärte das Bundesverfassungsgericht, dass der Geschlechtseintrag einer Person eine identitätsstiftende und -ausdrückende Wirkung hat. Aus diesem Grund ist auch die personenstandsrechtliche Anerkennung der Geschlechtsidentität von intergeschlechtlichen Menschen grundrechtlich geschützt. Seit dem 22.12.2018 ist es nun in Deutschland möglich bei Neugeborenen eine Leestelle im Geburtenregister zu lassen oder „divers“ eintragen zu lassen. Inter*Personen können bzw. dürfen, aber müssen sich nicht als „divers“ erfassen lassen.
Intersektionalität/Mehrfachdiskriminierung
(aus dem Englischen, intersection = Schnittpunkt, Schnittmenge) dabei geht es um die Überschneidung von verschiedenen Diskriminierungsformen in einer Person, um Mehrfachdiskriminierung. Diskriminierungsformen wie etwa Rassismus, Sexismus, Behindertenfeindlichkeit, Homophobie, Transphobie sowie Vorurteile aufgrund der Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht.
K
Klischee
Feststehende Überzeugungen, die von einer sozialen Gruppe in Bezug auf eine andere soziale Gruppe geteilt werden, ohne den Wahrheitswert überprüft zu haben. Häufig auch Verallgemeinerung von Einzelheiten bzw. –taten, die auf eine Gruppe übertragen werden.
Kompassnadel
Seit 1993 lädt das Schwule Netzwerk NRW (seit 2020 Queeres Netzwerk NRW) jährlich zum CSD-Empfang anlässlich der ColognePride ein - seit 2000 gemeinsam mit der AIDS-Hilfe NRW. Im Rahmen des Empfangs wird seit 2001 die KOMPASSNADEL an Persönlichkeiten, die sich um die Förderung der gesellschaftlichen Akzeptanz von Schwulen besonders verdient gemacht haben verliehen. Daneben wird auch immer eine Person für ihr besonderes ehrenamtliches Engagement geehrt. Aus Duisburger Sicht haben wir zwei Träger der Kompassnadel. Knut Dehnen von ShAlk (Selbsthilfegruppen homosexueller Abhängiger) und Wulf Thomas (u. a. Mitorganisator von Queer Live Duisburg, früher HoKuDu (Homosexuelle Kultur Duisburg)).
L
Lebenspartnerschaft/Homo-Ehe
Eingeführt am 01. August 2001. Dadurch wurden gleichgeschlechtliche Partnerschaften erstmalig in Deutschland anerkannt. Hoch richterliche Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts haben die Gleichstellung der Lebenspartnerschaft mit der heterosexuellen Ehe angenähert. Am 18. Februar 2013 erlaubte das Bundesverfassungsgericht die Sukzessivadoption (s. dort) und am 06. Juni 2013 wurde entschieden, dass das Ehegattensplitting ebenfalls für Lebenspartnerschaften zu gelten hat. Die Rechte und Pflichten einer eingetragenen Lebenspartnerschaft sind im Lebenspartnerschaftsgesetz (LPartG) geregelt. Seit dem 01.07.2017 kann die Lebenspartnerschaft, gem. Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts, in eine Ehe (s. dort) umgewandelt werden. Eine neue Lebenspartnerschaft einzugehen ist seitdem nicht mehr möglich.
lesbisch/Lesbe
Frauen, die Frauen lieben und begehren.
LSBTI*, LSBTTI*, LSBTTIQ*
Die Abkürzungen stehen in ihren verschiedenen Versionen für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Intersexuelle und queere Menschen. Im Englischen: LGBT, LGBTQI. Das Sternchen oder Asterisk (*) steht für unterschiedliche Selbstdefinitionen und Identitäten. Das „Q“ kann sowohl stehen für queer als auch für questioning (= unsicher über sexuelle/geschlechtliche Identität sein, diese in Frage stellen). Das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKJFGFI) benutzt in seinem NRW-Aktionsplan für Gleichstellung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt – gegen Homo- und Transphobie die Abkürzung LSBTIQ*.
M
metrosexuell/Metrosexualität
Der Begriff setzt sich zusammen aus "Metropole" und "heterosexuell". Beschrieben wird somit der Lebensstil eines heterosexuellen Großstadtmannes, der keinen Wert auf die Kategorisierung eines maskulinen Rollenbildes legt. Der Ausdruck wurde 1994 vom Journalisten Mark Simpson als Konsumkritik erstmals verwendet und ausgerechnet von Marketing-Firmen zu Werbezwecken benutzt und populär gemacht.
Misandrie
Abneigung gegen alles Männliche. Abneigung gegen Männer, auch Männerhass.
Misogynie
Abneigung gegen alles Weibliche. Abneigung gegen Frauen, auch Frauenhass.
monosexuell/Monosexualität
(mono = allein, einzig) bezeichnet die sexuelle Orientierung oder Neigung, sich zu Menschen eines Geschlechts sexuell hingezogen zu fühlen (Homosexualität oder Heterosexualität). Sie ist somit das Gegenteil von Pan- oder Bisexualität.
N
Norm, Normen, Normierung
vom lateinischen "norma", ursprünglich Winkelmaß, dann aber auch Richtschnur, Maßstab, Regel, Vorschrift. Normen bestimmen was gesellschaftlich und kulturell akzeptiert wird. Abweichungen werden so gekennzeichnet und bewertet. Normen sind im stetigen Wandel und veränderbar.
normal
steht im heutigen allgemeinen Sprachgebrauch für die Eigenschaft, als üblich betrachtet zu werden. Das heißt eine Person entspricht den für allgemein anerkannten Standards einer Gesellschaft. Somit ist normal von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden. Darum sollte man daran arbeiten, gesellschaftliche Normen so zu verändern, das Vielfalt als normal gilt (s. Inklusion).
O
Outing
Öffentlich machen der sexuellen Identität anderer, meistens in Zusammenhang mit Homosexualität
P
Pansexuell / Pansexualität
Pan ist im griechischen die Vorsilbe für gesamt, umfassend, alles. Pansexuelle orientieren sich bei ihrer Wahl des von ihnen begehrenden Personenkreises nicht an Geschlecht und Identität und wollen selbst auch nicht einem festen Personenkreis zugeordnet werden. In der wissenschaftlichen Literatur liegen derzeit noch keine einheitlichen Definitionsmerkmale vor.
Paragraph 175 (§ 175 Strafgesetzbuch)
Eingeführt in Deutschland 1871. Strafverschärft 1935 durch die Nazis. Nach 1945 unter Adenauer in der verschärften Form beibehalten, mit der Konsequenz dass damals Verurteilte noch heute als Straftäter gelten. 1969 erstmals reformiert und erst 1994 abgeschafft. Homosexualität war ab da nicht mehr strafbar.
pathologisieren/Pathologisierung
Der Wortbestandteil patho- kommt aus dem griechischen mit der Bedeutung "Krankheit, Leiden". Es beschreibt eine medizinische Abweichung vom NORMzustand (s. Norm). Homosexualität wurde in Deutschland früher pathologisiert. Weil sie von der Norm abweicht, wurde sie als Krankheit definiert. Durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden die Empfindungen von Trans-Menschen (s. Trans*) seit dem 01.01.2022 ebenfalls nicht mehr als Krankheit bezeichnet. Statt als Krankheit wird die Transgeschlechtlichkeit nun als »Bedingung im Zusammenhang mit der sexuellen Gesundheit« aufgeführt.
Q
Queer
kommt aus dem englischen mit der Bedeutung 'seltsam', 'sonderbar', 'jemanden irreführen'. Umgangssprachlich ein Schimpfwort für Schwule. Mittlerweile steht der Begriff für eine gesamte Bewegung. Er umfasst alle von der Heteronormativität (s. dort) abweichenden Geschlechterrollen und Geschlechtsidentitäten, sowie die Forderung der Abschaffung der gängigen Rollenklischees.
R
Regenbogenfamilie
ist eine Familie, in der Kinder mit homosexuellen Eltern aufwachsen. Das kann die/der alleinerziehende Lesbe oder Schwule sein oder das Lesben- oder Schwulenpaar mit Kindern aus vorhergegangener heterosexuellen Beziehung bzw. Ehe. Dabei gestaltet sich die rechtliche Gleichstellung der Kinder einer Regenbogenfamilie als sehr schwierig. Von Seiten des Staates hat diese Form der Familie keinen Rückhalt und erfährt Unterstützung nur über das Bundesverfassungsgericht. Die dort gefassten Urteile zur Gleichstellung der Kinder werden durch die Regierung nur sehr zögerlich und mit minimalst Lösungen umgesetzt. Selbst wenn feststeht, dass das nächste Urteil, das zur Gesetzesänderung zwingt, bereits ansteht. Der Tag der Regenbogenfamilie ist an jedem 1.ten Sonntag im Mai.
Regenbogenflagge
ist ein weltweites Symbol für Toleranz, Vielfalt, Hoffnung und gegen jegliche Form von Diskriminierung. Die Flagge ist im Fahnenregister eingetragen mit folgender Bedeutung:
• Rot = das Leben und die Liebe
• Orange = die Gesundheit und das Heilen
• Gelb = die Sonne und das Licht
• Grün = der Einklang mit der Natur und der Ökologie
• Blau = die Kunst und die Kreativität
• Violett = der Geist und das Denken
Sie weht bei örtlichen CSD's an diversen Rathäusern und auch am Düsseldorfer Landtag von NRW (in Duisburg wurde sie erstmals am 25.07.2015 gehisst), befindet sich als Aufkleber auf Autos und Fahrrädern oder in den Schaufenstern von Geschäften, die zeigen wollen, das sie "gay friendly" (s. dort) sind.
Rosa Winkel
Bei den Nationalsozialisten im III. Reich, wurden homosexuelle Männer in den Konzentrationslagern (KZ) bzw. in deren Aussenlagern, welche nicht offiziell als KZ's anerkannt sind (die Regierung Adenauer sparte so Entschädigungszahlungen) mit dem Rosa Winkel gekennzeichnet. Entschädigung für einen KZ-Aufenthalt wurde bislang nur an einen einzigen polnischen schwulen Mann geleistet. Die wahre Geschichte von Stefan K. und Willi G. ist unter dem Titel "Verdammt Starke Liebe" von Lutz van Dijk erschienen. Ende 2003 starb Stefan K. nach schwerer Krankheit.
S
schwul
Männer, die Männer lieben und begehren.
Selbstbestimmung
Freie Entscheidung ohne äußere Zwänge. Beispielhaft wäre hier die Kampagne gegen sexuellen Missbrauch zu nennen "Mein Körper gehört mir". Die bewusst auf das Recht der Selbstbestimmung von Kindern setzt.
Selbstbestimmungsgesetz (SBGG)
Offizielle Bezeichnung "Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag". Es ist zum 01. November 2024 in Kraft getreten. Das Gesetz erleichtert es trans-, intergeschlechtlichen und nichtbinären Personen, ihren Geschlechtseintrag und ihre Vornamen ändern zu lassen, ohne die frühere lästige und teure Gutachterpflicht. Eine Eigenerklärung beim Standesamt ist jetzt ausreichend. Das SBGG ist zwar noch nicht optimal und es werden wahrscheinlich Verbesserungen, wie üblich, durch das Bundesverfassungsgericht nach Klage von betroffenen Personen vorgenommen werden müssen, jedoch können die Kosten zur Namens- und Personenstandsänderung nun erheblich gesenkt werden.
sexuelle Identität
Oberbegriff für die Begrifflichkeiten Geschlechtsidentität (s. dort) und sexuelle Orientierung (s. dort).
sexuelle Orientierung
beschreibt auf welches Geschlecht oder welche Geschlechter sich die emotionalen und sexuellen Gefühle eines Menschen richten.
sexuelle Vielfalt
Verweist auf die Vielfalt der möglichen sexuellen Identitäten.
soziales Geschlecht
s. Gender
Stereotype
sind verallgemeinerte Vereinfachungen von komplexen Eigenschaften oder Verhaltensweisen von Personengruppen, die zu Vorurteilen werden können.
Sternchen
s. LSBTI*, LSBTTI*, LSBTTIQ*
Stiefkindadoption
Derzeit das einzige Mittel für Personen aus einer gleichgeschlechtlichen Ehe als Co-Elternteil zum rechtlich anerkannten Elternteil zu werden. Ein langwieriges Verfahren (ca. ein Jahr), durch das dem Kind, das Recht auf zwei Eltern verwehrt wird und somit bewusst und vorsätzlich vom Gesetzgeber benachteiligt wird.
Stigmatisierung
abgeleitet von Stigma (griechisch für Stich, Wundmal) z. B. Brandmale für Sklaven, Tätowierung einer Häftlingsnummer, etc.. Heute, im soziologischen Sinne, eine Verallgemeinerung einer spezifischen Handlung oder Eigenheit einer Person auf deren Gesamtcharakter. Dabei sticht das Stigma gegenüber ihren übrigen Eigenschaften hervor. Eine stigmatisierte Person bzw. Gruppe erhält somit kaum die Möglichkeit auf die eigene Vielfältigkeit aufmerksam zu machen. Die Reduzierung auf ein bestimmtes Stigma führt so häufig zu den verschiedensten Formen von Diskriminierung bis hin zu körperlicher Gewalt.
Symptom
ist ein Zeichen, aus dem man etwas - meist etwas Negatives - erkennen kann, z.B. eine Krankheit, eine (ungünstige) Entwicklung.
Syndrom
medizinisch: Krankheitsbild, das sich aus dem Zusammentreffen verschiedener charakteristischer Symptome ergibt.
T
Toleranz
(von lat. "tolerare" ertragen, dulden) stark abgeschwächte Form von Akzeptanz (s. dort). Wer eine andere Person oder Gruppe toleriert, erlaubt ihr zwar so zu sein, wie sie ist. Sieht sie aber nicht als gleichwertig an.
Trans*/Transgender/Transidente/Transgeschlechtlich
Beschreibt den Unterschied zwischen dem biologischem (physischem) Geschlecht und dem subjektiv empfundenen Geschlecht. Das Sternchen (*) steht für unterschiedliche Selbstdefinitionen und Identitäten. Die sexuelle Identität (s. dort) ist eine wichtiger Bestandteil der allgemeinen und persönlichen Identität und des Selbstbildnisses. Es gilt daher in medizinischen Kreisen als für den Betroffenen sehr belastend, wenn sie/er feststellt, dass Körper und Geist nicht harmonieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet seit dem 01.01.2022 Transgeschlechtlichkeit als »Bedingung im Zusammenhang mit der sexuellen Gesundheit«. Somit bleiben die Kosten für eine geschlechtliche Angleichung weiterhin eine verpflichtende Leistung der Krankenkassen. Doch durch die Streichung aus dem Stichwortkatalog für Krankheiten, hier: "Psychische und Verhaltensstörungen" entfallen zukünftige Stigmatisierungen durch die Gesellschaft.
Transition
ist im Allgemeinen der Prozess der Veränderung bei Trans*-Menschen. Es werden die Veränderungen bezeichnet, die durch medizinische, juristische oder alltagspraktische und symbolische Angleichungsmaßnahmen an das empfundene Geschlecht im Leben eines Menschen hervorgerufen werden, bzw. auch die Zeit, in der diese Veränderungen stattfinden.
Transphobie
Soziale, nicht sachlich begründete, sondern auf Vorurteilen basierende Abneigung gegenüber Trans*-Menschen und ihrer nicht erfüllenden Geschlechtsrollenerwartung.
Transsexuellengesetz (TSG)
Offizielle Bezeichnung "Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen". Es ist zum 01.Januar 1981 in Kraft getreten. Das Gesetz sieht entweder nur die Änderung des Vornamens ("kleine Lösung") oder dazu auch die vollständige Anpassung des Geschlechtseintrages in Geburtsregister und Geburtsurkunde ("große Lösung") vor. Das TSG wurde in Teilen vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig erklärt und zum 01.11.2024 durch das Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag, kurz Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) s. dort, abgelöst.
Transvestitismus
Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts unter Beibehaltung des Ursprungsgeschlechts. Transvestismus ist unabhängig von der sexuellen Orientierung.
U
Unterstrich "_"
auch 'Gender-Gap-Schreibweise' oder 'Performing-the-gap' genannt. Angestoßen durch die so genannten Queer-Studies seit den 1990er Jahren. Diese stellt die Heteronormativität (s. dort) in Frage. Der Unterstrich symbolisiert die fließenden Übergänge zwischen 'Männlichkeit' und 'Weiblichkeit', insbesondere auch die Überschneidungen und Wanderungen zwischen Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen (Bsp. Lehrer_innen, Ingenieur_innen, usw.).
V
Viktimisierung
(von lat. "victima" das Opfer) viktimisieren - zum Opfer machen. Ursprünglich ein Fachbegriff aus der Kriminologie um den Prozess des "zum-Opfer-Werdens" bzw. "zum-Opfer-Machens" zu erfassen und zu beschreiben. Es wird unterschieden in primäre Viktimisierung (direkte Schädigung durch den/die Täter), sekundäre Viktimisierung (Schädigung durch negative Reaktionen von Umfeld und Umwelt) und tertiäre Viktimisierung (Schädigung durch Selbstidentifikation als Opfer).
Vorurteil
Ohne Prüfung der objektiven Tatsachen voreilig gefasste oder übernommene, meist von feindseligen Gefühlen gegen andere Personen oder etwas geprägte Meinung. Vorurteile werden oft durch Stereotype (s. dort) bestärkt.
Z (...Zwitter)
Zwitter
altertümlicher Begriff für ein doppelgeschlechtliches Wesen. Wird von intergeschlechtlichen Menschen (s. dort) wieder positiv belegt und ähnlich dem Wort Herm (s. dort) wiederangeeignet.
