Hochwasserrisikomanagement

Maßnahmen zur Reduzierung des Hochwasserrisikos

Was ist Hochwasserrisikomanagement?

Bis zum Jahr 2007 sprach man primär von der Aufgabe Hochwasserschutz. Hier war der vorrangige Ansatz maximal mögliche Abflussmengen von Gewässern abzuschätzen und den technischen Hochwasserschutz, also Deiche oder andere Schutzbauwerke, für diese maximalen Wasserstände auszulegen. Der aktuelle Bemessungshochwasserstand aus dem Jahr 2004 (BHQ 2004) hat bis heute Gültigkeit. Die Deiche in Duisburg sind daher für ein Ereignis auszulegen, das nur alle 200 - 500 Jahre eintritt. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist im Fahrplan Deichsanierung festgeschrieben und soll ca. 2028 abgeschlossen sein.

Im Jahr 2007 wurde von der EU die Hochwasserrisikomanagement - Richtlinie verabschiedet (EU-HWRM-RL - 2000/60/EG). Seither hat dieser Ansatz den vorherigen Ansatz des rein technischen Hochwasserschutzes eigentlich abgelöst.
Das vorrangige Ziel ist nun nicht mehr einzig der Ausbau der Deiche. Das Hochwasserrisikomanagement verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, um die nachteiligen Folgen von Hochwassern zu reduzieren. Ein entscheidender Punkt dabei ist, hohe Hochwasserstände von vorn herein möglichst zu vermeiden.

Maßnahmen und Ziele

Ziele des Hochwasserrisikomanagements

Ziel den Hochwasserrisikomanagements ist es generell, die nachteiligen Folgen von Hochwasser für den Menschen, die Natur und Sachwerte zu reduzieren. Dazu wird mit den Maßnahmen bereits vor der Entstehung von Hochwasser begonnen.
Alle Maßnahmen sollen unter dem Strich zwei Dinge erreiche:

1)  die Hochwasserscheitel sollen grundsätzlich niedriger ausfallen
2)  kommt es doch zu einem extremen Hochwasserereignis, sind alle besser 
    vorbereitet

Für die Erreichung dieser Ziele sind Maßnahmen in beinahe allen Fachbereichen vorgeschrieben und teilweise bereits in der Umsetzung.

allgemeine Maßnahmen

Um das Ziel einer deutlichen Absenkung von Hochwasserscheiteln zu erreichen, müssen auch Maßnahmen umgesetzt werden, die nicht direkt am Gewässer stattfinden und auch nicht mal im Duisburger Stadtgebiet umgesetzt werden können. Hier kommt das sogenannte Oberlieger - Unterlieger-Prinzip zum Tragen. Das bedeutet, dass jede Stadt und jeder Landkreis auch Maßnahmen planen und treffen muss, die nicht direkt auf dem eigenen Gebiet zum Erfolg führen.
Das wären zum Beispiel Aufforstungsmaßnahmen und die Renaturierung kleiner Gewässerläufe in den sogenannten Hochwasserentstehungsgebieten. Dies sind die Gebiete, in denen große Teile der Niederschläge oder des Schmelzwassers entstehen, die dann in einem der großen Flusssysteme (wie dem Rhein) letztendlich abfließen.

Aufforstungen bewirken zum Beispiel, dass Niederschläge oder Schmelzwasser länger in den Entstehungsgebieten gebunden werden und nicht sofort abfließen in Richtung Tal. Die Renaturierung von kleineren Gewässern reduziert die Strömungsgeschwindigkeit und verzögert so ebenfalls den Abfluss von Wassermassen in Richtung der großen Fließgewässer.

Direkt an den großen Strömen können Baumaßnahmen wie Hochwasserrückhaltebecker oder Polder zur Reduzierung von Hochwasserabflüssen führen. Dabei werden große Wassermengen aus den Flüssen in die Polder umgeleitet und dort gespeichert, bis das Wasserstand wieder sinkt.

In Duisburg wird zum Beispiel seit einigen Jahren der Rheindeich in der Rheinkehre in Mündelheim zurückverlegt. Dadurch erhält der Fluss bei Hochwasser mehr Raum sich auszubreiten. In der Folge sinkt auch der Rheinpegel bei Hochwasser am Niederrhein um ein paar Zentimeter. Somit ist die Stadt Duisburg auch auf Maßnahmen angewiesen, welche die Oberlieger (Städte die oberhalb von Duisburg am Rhein liegen) umsetzen.

Lücken in Wäldern werden durch Aufforstung wieder geschlossen, dadurch speichert der Boden mehr Wasser.

Maßnahmen in Duisburg

Aber auch direkt vor Ort bei uns in Duisburg sind viele Maßnahmen umzusetzen, die direkt Wirkung zeigen. Natürlich sind auch weiterhin moderne auch ausreichend dimensionierte Hochwasserschutzanlagen wie Deiche und das Marientor entscheidende Eckpfeiler des Hochwasserrisikomanagements. Hinzu kommen ergänzende Bauvorschriften für Hochwasserrisikogebiete. So müssen Neubauten in unmittelbarer Nähe von kleineren Gewässern etwas höher angelegt werden als früher. Ebenso ist in Hochwasserrisikogebieten der Einbau von Ölheizungen schon heute verboten. Bestehende Anlage müssen in den nächsten Jahren gegen Hochwasser nachträglich gesichert oder gegen andere Anlagen ersetzt werden. Hierdurch wird eine deutliche Reduzierung des Schadensaumaßes erreicht, auch bei den Umweltschäden. Wird ein Keller mit einer Ölheizung bei Hochwasser überschwemmt, brechen in der Regel die Tanks und es kommt zu erheblichen Umweltschäden. Zudem sind aufwändige Sanierungen in ölbelasteten Gebäuden notwendig.

Maßnahmen des Katastrophenschutzes

Neben allen Maßnahmen, die im Vorfeld von Hochwasserereignissen umzusetzen sind, müssen umfangreiche Katastrophenschutzpläne und Sonderschutzpläne für bestimmte Szenarien und Stadtteile entwickelt werden.
Zwar können durch viele Maßnahmen Senkungen der Hochwasserscheitel erreicht werden, trotzdem ist es zwingend erforderlich immer einen Plan B zu haben, falls ein besonders starkes Hochwasserereignis eintritt oder das Versagen von Hochwasserschutzeinrichtungen droht.

So werden beispielsweise Strukturen und Einrichtungen wie große Sandsackfüllplätze vorgeplant, falls diese benötigt werden sollten. Ebenso wird die entsprechende Ausrüstung dafür bereitgestellt. Künftig wird es im gesamten Stadtgebiet Vorplanungen für eine zweite Linie zur Deichverteidigung geben, falls Hochwasserschutzanlagen nicht gehalten werden können. Auch Evakuierungsplanungen für die betroffenen Stadtteile oder Einrichtungen wie Krankenhäuser gehören dazu.

In enger Abstimmung mit den Deichpflichtigen in Duisburg plant die Feuerwehr auch Notfallmaßnahmen an Deichen vor. Hier sind zunächst die Deichpflichtigen in eigener Zuständigkeit verantwortlich. Die Feuerwehr kann aber umfassende Unterstützung leisten, falls dies erforderlich wird.

Detailliertere Informationen zu den Notfallplänen finden Sie auf der Seite dazu hier im Hochwasserportal.

Neben Planungen, wo wie viele Sandsäcke zu lagern sind oder wo eine mögliche Rückfallebene für einen Deich zu errichten ist, kümmert sich die Feuerwehr auch um die Risiko- und Krisenkommunikation für solche Ereignisse. Dazu gehört auch dieses Hochwasserportal. Ziel ist es, die Bürger im Vorfeld über bestehende Hochwasserrisiken aufzuklären und für die Gefahren von Hochwasser zu sensibilisieren. Ebenso kümmert sich die Feuerwehr um die Warnung der Bevölkerung, sollte bei Hochwasser eine akute Gefahrenlage entstehen.

Mit solchen Dämmen aus Sandsäcken versuchen Einsatzkräfte, die Ausdehnung von Überschwemmungen zu begrenzen.

Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten

Wichtiger Bestandteil des Hochwasserrisikomanagements ist die Erstellung von Gefahrenkarten und Risikokarten für bestimmte Hochwasserereignisse. Mit Hilfe dieser Karten können Bürger, Firmen aber auch die Behörden ermitteln, wo welches Risiko besteht und gezielt Maßnahmen und Konzepte entwickeln, um die Hochwasserrisiken zu reduzieren.

Für das sehr umfangreiche Thema der Hochwasserkarten haben wir eine eigene Seite erstellt, auf denen alle Informationen zu den Karten über das Duisburger Stadtgebiet und weiterführende Informationen für Sie zusammengestellt sind.

Hochwassergefahrenkarte des gesamten Stadtgebietes

Kommunale Steckbriefe für das Hochwasserrisikomanagement

Für jede der fast 400 Kommunen in NRW wurde ein kommunaler Steckbrief erstellt. Federführend hierbei sind die Bezirksregierungen. Die Steckbriefe enthalten eine kurze Zusammenfassung des Ist-Zustandes über das Hochwasserrisiko in der jeweiligen Kommune.

Darüber hinaus sind in einer Liste alle Maßnahmen aufgeführt, die zur Reduzierung des Hochwasserrisikos in der Kommune umzusetzen sind. Aufgeführt sind dabei Maßnahmen, welche bereits abgeschlossen sind, aktuell in der Umsetzung befindliche Maßnahmen sowie Maßnahmen, die erst in Zukunft begonnen werden können.

Die Steckbriefe sind auf einer Seite des LANUV abrufbar. Über den unten stehenden Link geht es direkt zum Steckbrief der Stadt Duisburg.

weiterführende Informationen vom Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz (LANUV)