Eine Spielzeugfigur der Renaissancezeit vom Rheinufer bei Duisburg-Homberg

Ein Kinderspielzeug aus dem 16. Jahrhundert gab der Rhein bei Duisburg-Homberg frei.

Frauenfigürchen aus dem Rhein bei Homberg

Kürzlich wurde am Rheinufer im Duisburger Ortsteil Homberg ein aus weißem Pfeifenton hergestelltes Tonfigürchen gefunden. Das durch die lange Lagerung im Wasser stark verwaschene Stück zeigt eine voll plastisch herausgearbeitete Frauendarstellung in typischer renaissancezeitlicher Tracht. Der Kopf und der Fußbereich des noch ca. 13 cm großen Püppchens sind wahrscheinlich bereits während der Nutzungszeit verloren gegangen. Die Dame trägt der damaligen Mode entsprechend ein in Falten gelegtes, langes Kleid mit bauschigen Ärmeln und einer geschnürten Brustpartie. Darüber ist eine gefältelte Schürze zu erkennen, die an der Vorderseite zusammengebunden ist und wie das Kleid am unteren Ende eine durch zwei Parallelstreifen angedeutete Borte trägt. Den rechten Arm hält die Frau abgewinkelt und in die Taille gestützt. Der linke Arm ist hingegen ausgestreckt und weist deutlich nach unten. Auf dem Kopf trug sie vermutlich ehemals ein zu einer Haube gebundenes Tuch, von dem die beiden Enden auf der Rückseite noch zu erkennen sind. Am Rocksaum lehnt ein Gegenstand, der wegen seiner Bruchstückhaftigkeit nur schwer einzuschätzen ist. Vielleicht handelt es sich um einen großen Henkelkrug, nach dem gerade die linke Hand der Dame greift.

Solche Frauenfigürchen waren während des 16. Jahrhunderts weit verbreitet und fanden vermutlich vorrangig als Kinderspielzeug Verwendung. Vergleichbare Funde sind aus vielen anderen mitteleuropäischen Städten und Siedlungen bekannt und liegen dort häufig in großen Stückzahlen vor, beispielsweise in Augsburg, Köln und Zürich. Deutliche regionale Unterschiede sind hinsichtlich der Größe und der regionalspezifischen Tracht sowie der Art und Ausformung der begleitenden Accessoires zu beobachten. Es wird deshalb angenommen, dass die Herstellung dieser Tonfiguren vorrangig in lokalen Töpferwerkstätten erfolgte. Dort wurden sie von ortsansässigen Hafnern als Sonderprodukte neben der sonst üblichen Gefäß- und Ofenkeramik gefertigt.

Rückseite des Figürchens

Schon aus dem ausgehenden 13. bis 15. Jahrhundert sind Spielzeugfigürchen und kleine Statuetten mit religiösem Inhalt aus Ton bekannt. Die älteren Püppchen unterscheiden sich allerdings deutlich von den jüngeren Darstellungen, und dies nicht nur hinsichtlich ihrer meist noch gotischen Tracht, sondern auch durch ihre andersartige Herstellungsweise. Bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts wurden die Statuetten in der Regel noch in einteiligen Formen gefertigt, in denen nur die Vorderseite vollplastisch ausgeformt werden konnte. Später verwendete man zweiteilige Formen, die zu einer deutlich rationelleren und kostengünstigeren Herstellung beitrugen. Sie ermöglichten nun auch eine naturalistische Gestaltung der Rückseiten. Farbreste bei einigen der bekannten Figürchen belegen, dass die Stücke häufig farbig gefasst waren.