Bauhistorische Untersuchungen im Huckinger Steinturm

Im Frühjahr 2008 rückte der Steinturm in Huckingen in den Fokus der stadtgeschichtlichen und bauarchäologischen Forschung.

Ein hochmittelalterliches Steinwerk im Duisburger Süden

Im Zuge der wieder aufgenommenen Sanierungsarbeiten an der historischen Hofanlage sollten abschließend einige Fragenkomplexe zur Baugeschichte dieses bedeutenden Denkmals erhellt werden: Wann und zu welchem Zweck wurde der Turm gebaut? Wie war er ausgestattet und wer war der Bauherr?

Die Ergebnisse dieser Leitfragen sollen Grundlage für die Erarbeitung eines schlüssigen Konzeptes zur restauratorischen Instandsetzung und musealen Nutzung des Turmes bilden.

Foto des Huckinger Turms
Dendrochronologe beim Bohren der Proben

Mithilfe der Bauforschung, Fotogrammetrie, Dendrodatierung und C 14-Analyse konnten neue, teils völlig überraschende Ergebnisse erzielt werden. Sie lassen die Geschichte dieses Bauwerks in einem völlig neuen Licht erscheinen.

Zeitgenössische Quellen zu Huckilheym und seinem Steinhof

Urkataster aus dem Jahre 1843

In einer Schriftquelle des Jahres 1229 wird der Ort Huckilheym das erste Mal erwähnt. 1243 tritt er uns bereits in seiner heutigen Namensform gegenüber. Die Endung beider Namen bezeugt, dass der Ort deutlich älter sein muss. Spätestens im 6. Jahrhundert wurde er von fränkischen Siedlern angelegt. Reiche Grab- und Siedlungsfunde aus dem 5./6. bis 12. Jahrhundert belegen den alten Ortskern im Bereich der heutigen Raiffeisenstraße. Entscheidend für die Entwicklung des Ortes war die wichtige Wegeverbindung und Handelsstraße zwischen den beiden Königspfalzen Kaiserswerth und Duisburg. Als Düsseldorfer Landstraße durchschneidet sie bis heute den Ortkern.

Der Steinhof lag außerhalb der Siedlung, auf der gegenüber liegenden Seite der Straße. 1454 wird der Hof das erste Mal genannt. Es wird vom Verkauf des Anwesens durch Rütger von Galen an das Lambertusstift in Düsseldorf berichtet. Der Steinhof wurde aber sicher wesentlich früher gegründet, doch schweigen die Quellen zu seiner frühen Geschichte. Der Duisburger Süden ist altes Königsland, das erst im hohen Mittelalter durch Schenkung und Erwerb an den Adel gelangte. Ein Zusammenhang zwischen der Straße und dem Bau des Steinturmes ist anzunehmen. Möglicherweise fungierte er anfangs als Wegestation und Zollstelle.

Von der hochmittelalterlichen Wege- und Zollstation zum spätmittelalterlichen Gut

Foto einer Treppe in Mauerstärke

Der Steinturm wurde in der Zeit um 1170 auf einer bislang unbebauten Parzelle an der Düsseldorfer Landstraße errichtet. Wahrscheinlich stand er zunächst frei, erst einige Jahre oder Jahrzehnte später wurde straßenseitig ein Fachwerkbau als Wohngebäude angefügt. Der feuerfeste Speicher (Steinwerk) lag abgerückt von der Straße, an der hinteren Parzellengrenze. In den Jahren nach 1200 erfährt der Turm eine vollständige Um- und Neugestaltung. Fensterscharten und Türen werden angelegt und mit neuen Gewänden eingefasst. Das erste Obergeschoss erhält ein Dachgewölbe aus Tuffstein und einen in der Wandstärke verlaufenden Aufgang zum Dachgeschoss. Im Inneren wird der Turm wohnlich eingerichtet und mit Feuerstellen und einem Abort ausgestattet. Er besitzt nun die Funktion eines Wohnturms.

Im ausgehenden 13. Jahrhundert oder kurz nach 1300 erhält der Turm ein neues 2. Obergeschoss, das nun in Backstein ausgeführt wird. Auch dieses Geschoss wird zum Wohnen ausgestattet. Wahrscheinlich im Laufe des 14. Jahrhunderts verliert der Hof seine ursprüngliche Bedeutung und wird als landwirtschaftliches Gut genutzt. Reste eines Backofens, einer Räucherkammer und von Speichervorrichtungen sind erhalten geblieben.