Tiergnadenhof und Jugendfarm Duisburg e.V.

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Seit über zwanzig Jahren, seit 1998, und das fast 365 Tage pro Jahr, widmet sich Renate Zolopa gemeinsam mit ihrem Mann dem Tiergnadenhof in Rheinhausen, genauer in Hochemmerich. Von der Brücke der Solidarität aus hat man einen guten Blick auf das Areal, das im hinteren Drittel der Rheinwiesen steht und für Pferde ausreichend Weideland bietet. Selbst bei Hochwasser ist der Hof, wie eine Arche, vor den Fluten geschützt, nur die Weiden stehen dann unter Wasser. „Hochwasser interessiert uns nicht, das reicht nicht bis zum Hof, mehr Sorge haben wir vor Vandalismus“, sagt Renate Zolopa. Und tatsächlich rückt der Tiergnadenhof immer wieder in das Blickfeld der Öffentlichkeit, weil Unbekannte zerstören oder, wie zuletzt, Strohvorräte in Brand setzen. Fortan sollen Videoüberwachung und Rauchmelder helfen, TäterInnen abzuschrecken oder ihnen gar auf die Schliche zu kommen, „denn erwischt wurde noch keiner“, so Zolopa.

Diese Zwischenfälle wiegen dann schwer und sind nur mit dem enormen Einsatz der vielen Freiwilligen und Spendenbereiten zu meistern: „Wenn alles glatt läuft, dann kommen wir mit unserem Budget gut hin, aber Vandalismus oder unvorhergesehene Tierarztkosten fallen dann besonders ins Gewicht.“ Extra-Spenden sind also stets willkommen. Ansonsten wird der Etat durch Mitgliedsbeiträge oder Patenschaften bestritten.

Trotz aller Widrigkeiten brennt ihr Herz für die Sache, für die Idee Tieren mit schlimmen Schicksalen eine Zukunft zu geben, sie aufzupäppeln und ihnen für den verbleibenden Rest des Lebens ein gutes Zuhause zu bieten. Genauer sind es sogar zwei Zuhause, der große, von weitem, sichtbare Hof in Hochemmerich und ein zweiter kleinerer in Bergheim. Das Hauptaugenmerk sind Pferde und Ponys, aber auch Esel, Schafe, Ziegen, Gänse, Enten und Hühner gesellen sich dazu. Zwei Hunde hat Renate Zolopa privat adoptiert. „Man sollte schon flexibel und ausdauernd sein, Mut zu Neuem und ein großes Herz haben, um so ein Projekt beständig auf die Beine zu stellen“, fasst es Zolopa zusammen.

Täglich geht es um 8.30 Uhr los. Sie checkt nach dem Gassigehen die Lage im Homeoffice, um später den kleinen Hof in Bergheim aufzusuchen. „Die Büroarbeit hat immer mehr zugenommen. Meine Lieblingsbeschäftigung, die Arbeit mit den Tieren, ist leider mehr in den Hintergrund gerückt.“ Zolopas Mann fährt hingegen zum Hochemmericher Hof, bespricht sich mit den Helfern vor Ort, erörtert, was getan werden muss. Bis in den Abend bestreiten die beiden so ihre Tage. Oft kommen Kindergartengruppen vorbei oder Schulklassen verbringen einen Projekttag auf der Farm. Viele Kinder erleben so zum ersten Mal einen Hühnerstall, „iiih, das stinkt hier“, und erfahren, woher die Eier stammen, „die stecken ja gar nicht im Karton“.

Zolopa empfindet ihre Einrichtung auf jeden Fall als Bereicherung für den Stadtteil: „Die Kinder erleben so die Natur, erfahren hautnah den Umgang mit den Tieren.“ Immer wieder schauen auch Jugendliche vorbei, die neugierig sind. Einige bleiben und kommen regelmäßig zur Jugendfarm. Die, auf die Verlass ist, bekommen ein eigenes Bezugstier, um das sie sich persönlich kümmern. „Es ist für beide Seiten wichtig, eine Beziehung zueinander aufzubauen. Das Tier profitiert von der Bindung, die Jugendliche erfährt die Wichtigkeit von Verantwortungsübernahme.“ Wichtig ist ihr, dass die Kinder auch in Sachen Tierschutz aufgeklärt werden und dass es wesentlich ist, selbst die Augen offen zu halten, um Missstände zu entdecken und um einzuschreiten.

Am meisten schätzt Renate Zolopa die Freiheit draußen zu sein. Besonders schöne Momente hat sie, wenn sie auf der Terrasse des Verwaltungsgebäudes sitzt und den Blick über das Gelände, die Rheinwiesen und den Rhein schweifen lassen kann. Dann genießt sie es zu sehen, dass es den Tieren gut geht. Kraft geben ihr die positiven Rückmeldungen und die Anerkennung der BesucherInnen und AnwohnerInnen: „Es sind die Menschen, die zu uns kommen, auch die Anteilnahme von Fremden, als beispielsweise der Stall abgebrannt ist.“

Und tatsächlich ist ihre allerliebste Tätigkeit auf dem Hof – sie fühlt sich dann geerdet und befreit – ausmisten: „Es entspannt und lenkt von den Sorgen ab. Ich sehe ein Ergebnis und kann buchstäblich Last abwerfen.“

An ihrem Stadtteil schätzt Renate Zolopa aktuell, dass der Radweg auf der Moerser Straße gemacht wurde, „sogar neue Sträucher sind angepflanzt worden.“ Sie bedauert, dass in Rheinhausen so viele Geschäfte schließen mussten, „ich würde hier gerne die Infrastruktur unterstützen.“ Die Rheinhauser an sich schätzt sie als liebenswürdig ein, „alles in allem ist es hier recht harmonisch und interkulturell.“

Renate Zolopa empfiehlt:

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