Treibhausgas-Bilanzierung

Der Begriff der Treibhausgas-Bilanzierung (THG-Bilanzierung) beschreibt einen komplexen und eher abstrakten Prozess, den Fortschritt von Kommunen oder anderen Institutionen in Bezug auf das Einsparen von Treibhausgasemissionen zu messen.

Warum erstellen Kommunen eine THG-Bilanz?

Der menschengemachte Klimawandel wird durch den Ausstoß von Treibhausgasen, wie bspw. CO2 oder Methan, verursacht. Klimaschutz bedeutet daher, Maßnahmen umzusetzen, die dazu führen, dass wir weniger (im Idealfall gar keine) Treibhausgase in die Atmosphäre emittieren. Das Bundesklimaschutzgesetz schreibt in diesem Zusammenhang vor, bis spätestens 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen. Das bedeutet, dass spätestens ab dem Jahr 2045 keine Treibhausgase mehr in die Atmosphäre emittiert werden dürfen. Das verpflichtet auch Kommunen, Anstrengungen zu unternehmen, den Treibhausgasausstoß zu reduzieren. Um zu prüfen, ob die dafür umgesetzten Maßnahmen Erfolg haben – der Treibhausgasausstoß also sinkt – werden in den Ruhrgebietskommunen alle zwei Jahre Treibhausgasbilanzen für die Städte und Gemeinden erstellt.

Das ist wichtig, um einen Überblick darüber zu erhalten, in welchen Bereichen der Ausstoß an THG-Emissionen am höchsten ist und wo somit die größten Handlungsbedarfe entstehen. Entsprechend können dann Maßnahmen geplant oder angepasst werden. Zum Beispiel sollte eine Kommune, in der die Emissionen im Verkehrsbereich kontinuierlich sinken, nicht unbedingt eine Kampagne zum Bewerben der Fahrradnutzung aufsetzen, sondern sollte ihre begrenzten Ressourcen dann möglicherweise eher in ein Förderprogramm für Photovoltaik stecken. Durch das Fortschreiben der Bilanzen, kann festgestellt werden, ob die umgesetzten Klimaschutzmaßnahmen insgesamt dazu führen, dass der Treibhausgasausstoß sinkt.

Wie werden THG-Bilanzen erstellt?

Eine Schwierigkeit dabei ist, dass die schädlichen Gase an sich schwer und nur mit sehr viel Aufwand messbar sind. THG-Bilanzen werden daher berechnet - ausgehend von der Erhebung von Energieverbräuchen.  

Auf kommunaler Ebene wird dafür die Bilanzierungs-Systematik Kommunal (BISKO) angewandt, die einen endenergiebasierten Territorialansatz verfolgt. Das bedeutet, dass für die Bilanzen alle Energieverbräuche herangezogen werden, die auf dem Territorium einer Kommune anfallen – also z.B. auch diejenigen, die durch Pendel- und Durchgangsverkehre auf dem Gebiet der Kommune entstehen.

Die Bilanzierung erfolgt dann in zwei Schritten. Der erste und aufwändigste ist die Abfrage und Sammlung der Daten bzgl. der Energieverbräuche über verschiedene Quellen wie z.B. Energieversorger, Netzbetreiber, Schornsteinfeger*innen. Wenn eine möglichst genaue und umfangreiche Datenbasis geschaffen ist, werden im zweiten Schritt, die dabei entstandenen THG-Emissionen mithilfe von sogenannten Emissionsfaktoren hochgerechnet.

Emissionsfaktoren geben an, wie viel Treibhausgase bei der Verbrennung bzw. Nutzung eines bestimmten Energieträgers (Strom, Benzin, Gas, ..) freigesetzt werden. Sie werden meist in CO2-Äquivalenten (CO2eq) angegeben, so dass alle Treibhausgase mittels eines einzelnen Wertes erfasst werden können. Alle THG werden dabei anhand von Faktoren in die Wirkmächtigkeit von CO2 umgerechnet.

Aus verschiedenen methodischen und organisatorischen Gründen und vor allem um eine möglichst genaue Datenbasis zu garantieren, liegt das aktuelle Bilanzierungsjahr immer zwei Jahre zurück.

Duisburger THG-Bilanz

Abbildung 1 Gesamtstädtische THG-Bilanz Duisburg

Für Duisburg übernimmt der Regionalverband Ruhr (RVR) die THG-Bilanzierung. Alle zwei Jahre werden für alle Ruhrgebietskommunen aktuelle Bilanzen erstellt – zuletzt 2024 für 2021 und 2022.

2022 wurden in Duisburg insgesamt rund 27.000 kt CO2eq bilanziert. An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass ein Großteil dieser Emissionen auf die in Duisburg ansässige Industrie zurückzuführen ist. Mit einem Anteil von rund 90% wird die gesamtstädtische Bilanz durch diesen Sektor dominiert (vgl. Abb. 1). Auch die Schwankungen (bspw. 2018) sind durch Veränderungen in Bezug auf Produktionsprozesse z.B. bei der Thyssenkrupp Steel Europe AG zu erklären.

Abbildung 2 THG-Bilanz im Sektor private Haushalte der Stadt Duisburg

Im Sektor der privaten Haushalte reduzierte sich der THG-Ausstoß von rund 1.000 kt CO2eq 2012 auf gut 880 kt CO2eq 2022. Das entspricht einer Reduktion von 17,5%. Dieser Bereich wird dominiert durch Emissionen, die bei der Stromgewinnung anfallen (vgl. Abb. 2).

Abbildung 3 THG-Bilanz im Sektor Verkehr der Stadt Duisburg

Im Verkehrssektor hat es hingegen über den Zeitraum 2012 bis 2022 kaum Veränderungen gegeben. Im Vergleich zu den Jahren 2020 und 2021 stiegen die Emissionen im Jahr 2022 sogar wieder deutlich an (vgl. Abb. 3). Das ist mit weniger Pendleraufkommen während der Corona-Pandemie zu erklären.

Wie geht es weiter?

In Zukunft werden die hier gezeigten Daten um Verwaltungsspezifische Verbräuche ergänzt, so dass ersichtlich wird, welchen Anteil die Stadtverwaltung zu den gesamtstädtischen Verbräuchen beiträgt. Außerdem soll so überprüft werden, ob der Stadtkonzern auf dem richtigen Weg ist, um sein selbstgestecktes Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2035 zu erreichen. Die nächste THG-Bilanz wird 2026 für die Jahre 2012-2024 veröffentlicht.

Unabhängig davon schreibt das Bundesklimaschutzgesetz, wie oben bereits erwähnt, vor, dass in Deutschland 2045 Treibhausgasneutralität erreicht werden soll. Das ist eine sehr ambitionierte Herausforderung, die jede einzelne Person und alle Akteure aus den verschiedenen Sektoren in die Verantwortung nimmt, ihren jeweiligen Beitrag für mehr Klimaschutz zu leisten.

Auch wir in Duisburg müssen aktiv Klimaschutz betreiben. Welche Maßnahmen und Projekte durch die Stabsstelle Klimaschutz in der Stadtverwaltung bereits umgesetzt werden, kann dieser Webseite entnommen werden. Zukünftig soll die Klimaschutzplanung mithilfe des Tools ClimateOS digitalisiert werden, so dass historische Emissionen, notwendige Reduktionspfade und die entsprechende Maßnahmenplanung für alle Interessierte transparenter nachvollziehbar sind.