Fachtage des Runden Tisches "Gewaltschutz für Duisburg" (RTG)

Der Runde Tisch "Gewaltschutz für Duisburg" veranstaltet zwei bis drei Mal im Jahr Fachtage für seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter und auch für Mitarbeitende unterschiedlichster und gleichgerichteter Institutionen.

Klausurtagung am 13. November 2025 - Einführung eines Fallmanagements im Kontext von Hochrisikofällen in Duisburg

von links nach rechts: Wiebke Doktor (Moderatorin), Prof.‘in Dr. Deborah Hellmann, Pia Petermann (Frauenberatungsstelle), Rachida Brigui (stellv. Gleichstellungsbeauftragte), Hayfa Hachemi (MINA e.V.), Elisabeth Koal (Gleichstellungsbeauftragte), Annette Lommertin (Referat für Gleichberechtigung und Chancengleichheit), Susanne Thelen (Polizei Duisburg), Shari Kreutz (Frauenhaus Duisburg gGmbH), Alexandra Cimbal (Referentin), Lea Cerny (MABILDA e.V.), Marion Rituper (Jugendamt)

Der systematische Umgang mit hochgefährdeten Frauen, so genannten „Hochrisikofällen von Gewalt in Partnerschaften“ beschäftigte heute die Teilnehmenden des Runden Tisches „Gewaltschutz für Duisburg“ in der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen.

„Diese Veranstaltung bietet uns die Gelegenheit, gemeinsam an einem Konzept zu arbeiten, das die Zusammenarbeit verschiedener Institutionen und Akteurinnen und Akteure stärkt, um präventive Maßnahmen effektiver zu gestalten und betroffene Personen besser zu unterstützen“, betont die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Duisburg, Elisabeth Koal in ihrem Grußwort. „Gerade im Bereich des Hochrisikomanagements ist es von entscheidender Bedeutung, Risiken frühzeitig zu erkennen, Schutzmaßnahmen schnell zu ergreifen und individuelle Hilfen passgenau anzubieten“, so Koal weiter.

Praktische Impulse erhielten die Teilnehmenden von Frau Cimbal, vom Förderverein Ambulante Krisenhilfe e.V., die über den Aufbau und die Umsetzung des interdisziplinaren Bedrohungsmanagement in Nürnberg berichtete.

Das Bedrohungsmanagement Mittelfranken ist ein institutionsübergreifendes Fachkräftenetzwerk mit dem Ziel, schwere zielgerichtete Gewalttaten zu verhindern. Im Kern geht es darum, Gewalt bereits im Entstehungsprozess zu erkennen, das Risikopotenzial mit Hilfe von wissenschaftlich fundierten Analyseinstrumenten bzw. -modellen zu bewerten und durch geeignete Maßnahmen zu entschärfen. Hierbei setzt das Bedrohungsmanagement auf einen niedrigschwelligen Zugang zu Beratung und Unterstützung sowie strukturierte interdisziplinäre Fallkonferenzen in Hochrisikofällen.

Frau Prof.'in Dr. Hellmann von der HSPV NRW, nahm mit ihrem Vortrag "Fallkonferenzen im Rahmen des Hochrisikomanagements bei häuslicher Gewalt", eine theoretisch und grundlagenorientiert Einordnung beim Fachpublikum vor.
Dabei stellte sie u.a. eine Auswahl evaluierter Instrumente zur Gefährdungsanalyse vor. 

Im Anschluss gab es die Möglichkeit an Thementischen Fallbeispiele zu beleuchten, die Einbeziehung von Betroffenen zu berücksichtigen, Ziele und Aufträge der einzelnen Institutionen aufzuzeigen sowie Instrumente der Risikoeinschätzung konkreter kennenzulernen.

Die Moderatorin Frau Wiebke Doktor vom Conversio Institut aus Duisburg, fasste zum Abschluss der Veranstaltung, die erarbeiteten Ideen und Handlungsempfehlungen mit dem Ziel zusammen, hieraus eine Arbeitsgrundlage für den Runden Tisch „Gewaltschutz für Duisburg“ zu erarbeiten. Nach einer Vorstellung im Arbeitskreis Kriminalitätsvorbeugung (AKKV), soll sie als Vorlage zur Vorstellung bei beteiligten Behörden und Organisationen dienen, um perspektivisch auch in Duisburg einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Gewaltschutzes zu leisten.

Fachtag am 10. Oktober 2024 - „Femizide" Fallschilderung, Strafverfolgungspraxis und Möglichkeiten der Prävention

Die Veranstaltung wurde vom Orga-Team des Runden Tisches "Gewaltschutz für Duisburg" initiiert

Der Runde Tisch "Gewaltschutz für Duisburg" lädt zum Fachtag zum Thema Femizide in die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung, HSPV ein. Das Organisationsteam v.li.: A. Buterus (Autonomes Frauenhaus), H. Hachemi (Mina e.V.), R. Brigui (Referat für Gleichberechtigung und Chancengleichheit), A. Lommertin (Referat für Gleichberechtigung und Chancengleichheit), D. Determann (Frauenberatungsstelle Duisburg), M. Rituper (Jugendamt Stadt Duisburg), H. Dagdas (Mabilda e.V.), M. Lüdtke (Frauenberatungsstelle Duisburg), J. Ostrowicki (SOLWODI), E. Koal (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Duisburg), S. Thelen (Kriminalpolizei Duisburg), S. Kreutz (Frauenhaus Duisburg gGmbH). Foto: Tanja Pickartz / Stadt Duisburg

Was sind Femizide?

Ein Femizid bezeichnet die Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. In den meisten Fällen handelt es sich um Morde, die durch aktuelle oder ehemalige Partner begangen werden.

Medial wird über diese Morde immer wieder als „Familientragödie“ oder „Eifersuchtsdrama“, berichtet, was sie als individuelle Tragödien erscheinen lässt und somit die alltägliche Gewalt gegen Frauen als strukturelles Problem verharmlost.

Femizide sind eine extreme Form geschlechtsspezifischer Gewalt und stellen ein gesellschaftliches Problem dar, das auch in Deutschland besorgniserregende Ausmaße annimmt.

Die Gleichstellungsbeauftragte, Elisabeth Koal, stellt das Orga-Team des Runden Tisches vor und begrüßt die Gäste.
V.re.: Polizeipräsident Alexander Dierselhuis, KHK Henning Wollmann, Staatsanwalt Martin Mende, Professorin Dr. Deborah Hellmann, Dr. Julia Habermann Foto: Tanja Pickartz / Stadt Duisburg


Polizeipräsident Alexander Dierselhuis eröffnet die Veranstaltung und berichtet von seinen Erfahrungen mit häuslicher Gewalt aus seiner Zeit als Staatsanwalt in Oberhausen.
Oberbürgermeister Sören Link begrüßt die Gäste. Foto: Tanja Pickartz / Stadt Duisburg

Inhalt des Fachtages

Zu Beginn des Fachtags stand die detaillierte Analyse eines Femizids aus Duisburg aus dem Jahr 2023. An diesem Fallbeispiel wurde die Vorgehensweise der Kriminalpolizei (Herr Wollmann) und der Staatsanwaltschaft (Herr Mende) bei der Aufklärung solcher Verbrechen dargestellt.

KHK Henning Wollmann erläutert die Vorgehensweise der Kriminalpolizei.
Staatsanwalt Martin Mende erläutert das Strafverfahren zu dem Femizid im Oktober 2023 in Duisburg.

Die Fallschilderung wird interessiert verfolgt und Polizeipräsident Alexander Dierselhuis beantwortet im Anschluss die Fragen aus dem Publikum.

V.re: Gleichstellungsbeauftragte Elisabeth Koal, Polizeipräsident Alexander Dierselhuis, Professorin Dr. Deborah Hellmann, Dr. Julia Habermann, eine Mitarbeiterin des Kommissariats, Bürgermeisterin Edeltraud Klabuhn, Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses Dr. Nazan Şirin. Foto: Tanja Pickartz / Stadt Duisburg
Polizeipräsident Alexander Dierselhuis

Dr. Julia Habermann, Sozialwissenschaftlerin, hielt einen Vortrag zum Thema „Die Sanktionierung von Partnerinnentötungen: Eine vergleichende Urteilsanalyse“. Sie zeigte auf, wie Gerichte in Deutschland Femizide strafrechtlich beurteilen und welche Unterschiede es in der Urteilsfindung und Strafzumessung gibt.

Prof. Dr. Deborah Felicitas Hellmann, Psychologin, erläuterte in ihrem Vortrag „Femizide aus sozialwissenschaftlicher Perspektive“ die psychologischen und gesellschaftlichen Hintergründe von Femiziden. Sie beleuchtete die Rollenbilder, die Täterprofile sowie die emotionalen und psychischen Dynamiken, die zu solchen Taten führen.

Die geladenen Referentinnen v.li.: Professorin Dr. Deborah Hellmann, HSPV und Dr. Julia Habermann, Ruhr-Universität Bochum.

Ein wichtiges Ziel und Anliegen des Organisations-Teams des Fachtages war die weitere Vernetzung der einzelnen Agierenden und Institutionen. Damit gemeinsam Ideen für Lösungen und Strategien entwickelt werden, um in Zukunft solchen Gewalttaten nachhaltig vorbeugen zu können.

Vortrag von Dr. Julia Habermann "Die Sanktionierung von Partnerinnentötungen"