VHS geht dem Akzente-Thema „Heimat“ auf den Grund

Dem Heimat-Begriff als Thema der diesjährigen Duisburger Akzente hat die Volkshochschule im ersten Halbjahr 2015 mehr als 20 Veranstaltungen gewidmet. Einige haben bereits stattgefunden, das Gros findet im Festivalzeitraum zwischen dem 6. und dem 22. März statt, einige auch danach.

Mittwoch, 04. März 2015 | Stadt Duisburg - „Der Begriff ‚Heimat‘, den die diesjährigen Duisburger Akzente zum Thema gewählt haben, ist für uns als Veranstalter ein dankbares Thema. Vordergründig scheint der Begriff einfach zu sein. Jeder meint zu wissen, was er unter Heimat versteht. Doch bei genauer Betrachtung löst sich die anfängliche Gewissheit immer mehr auf“, sagt Volkshochschuldirektor Dr. Gerhard Jahn und erklärt: „Die Vielschichtigkeit des Begriffs lädt geradezu ein, ihn auf unterschiedliche Arten zu reflektieren und zu hinterfragen.“

Das Thema „Heimat“ ist für den Fachbereich Philosophie geradezu eine Steilvorlage. Auf die Suche nach den philosophischen Wurzeln des Begriffs „Heimat“ begibt sich Dr. Alexander Wiehart in einem Vortrag am 9. März um 20 Uhr. Dabei spannt er den Bogen von Platon, der das Bewusstsein als Heimat definierte, bis Sartre, der den Begriff ablehnte. Einen Tag darauf (10. März, 20 Uhr) widmet sich Wiehart dann der Gegenwart: Die von Judith Butler 2009 formulierte Frage „Warum wir nicht jedes Leid beklagen“ ist Ausgangspunkt des Vortrags, in dem er darstellt, dass unsere Empathie nicht grundsätzlich allen gilt, sondern wir in Kriegen zwischen Freund und Feind unterscheiden.

„Menschen haben keine Wurzeln...“ behauptet Klaus T. Hofmann am 10. März um 18 Uhr und überlegt, ob Menschen als Einzelwesen nicht ständig unterwegs sind und gerade in der Gegenwart immer gerne neue Wurzeln schlagen beziehungsweise diese vielleicht gar nicht (mehr) brauchen. Einst galt die Nostalgie (= Heimweh) als Krankheit und als eines der Symptome gehörte Desinteresse an der Fremde dazu, in der man sich momentan aufhält und die Verklärung des eigenen Herkunftsortes.

Ob „Heimat“ erst durch solche Erfahrungen entsteht, wird Dr. Alexander Wiehart in der Philosophischen Matinée der VHS im Museum Küppersmühle am 8. März um 11 Uhr nachgehen. Am gleichen Ort am 22. März um 11 Uhr soll über den „Weltenbürger“ nachgedacht werden. Es geht um die Frage, ob man wirklich auf der ganzen Welt zu Hause sein und sich als Kosmopoliten bezeichnen kann. In seinem Vortrag „Der neue Kosmopolitismus – ein Konzept für das 21. Jahrhundert“ am 17. März um 20 Uhr hinterfragt Reinhard Haneld die Bedeutung von kultureller und auch geografischer Identität und plädiert für ein globaleres Denken.

Der Fußball spielt gerade im Ruhrgebiet eine zentrale Rolle. In ihrem Vortrag „Heimat Stadion“ am 20. März um 18 Uhr wird die Historikerin Isabell Prieth der besonderen Bedeutung für die eigene Identität und Verortung nachgehen. Heimatgefühl findet sich auch in der und als Thema der Kunst wieder: ein zweiteiliges Kurzseminar „Heimat in der Kunst“ wird die besondere Bedeutung der Malerei für die Amerikaner im 19. Jahrhundert wie auch für die europäische Malerei in Europa thematisiert (12. und 19. März, 14.30 Uhr).

Die Heimat erkunden kann man bei zwei philosophischen Spaziergängen in Duisburg: „Konstruierte Heimat: Vom Hauptbahnhof bis zur Salvatorkirche“. Entlang verschiedenerer Orientierungspunkte der Innenstadt soll über Notwendigkeit und Entbehrlichkeit von Heimat gemeinsam nachgedacht werden (8. März, 15 Uhr). Unter dem Titel „Inszenierte Heimat: Der Kaiserberg“ steht der philosophische Spaziergang am 22. März um 15 Uhr. Als im 19. Jahrhundertsorgfältig angelegter Naherholungsraum sollte er den Entfremdungen entgegenwirken, die durch die Industrialisierung entstand. Zahlreiche Monumente dienten der nationalen Identitätsfindung (Anmeldung nötig!).

Mit der Heimat in der Literatur um 1900 setzt Klaus T. Hofmann sich am 18. März um 18 Uhr auseinander. Regionale Literatur aus dieser Epoche erfreut sich bei den Lesern großer Beliebtheit, wird aber von den „Experten“ eher kritisch beäugt. Im Kontrast thematisieren zeitgenössische Texte das Leiden an der Heimat. Hofmann geht in seinem Vortrag „Heimat und Antiheimat“ diesem Widerspruch nach.

Der Heimatbegriff hat auch eine politische und eine religiöse Dimension. Stephan Pütz, noch Bewohner von Immerath und Mitglied des Rates der Stadt Erkelenz, hat bis vor das Bundesverfassungsgericht geklagt. Um seinen Heimatort vor den Braukohlebaggern im Tagebaugebiet Garzweiler II zu schützen, forderte er ein Recht auf Heimat. Vergebens! Seine Geschichte erzählt er am 16. März um 20 Uhr.

Migranten nehmen in der Regel nicht nur ihre Sprache, ihre Speisen und Getränke oder ihre Kultur in die neue Heimat mit, sondern auch ihren Glauben. Unter dem Titel „Heimat Kirche – Die Geschichte der Kroatischen Katholischen Missionen in Deutschland“ wird Dr. Adolf Polegubic exemplarisch die Bedeutung des eigenen Glaubens und der jeweils eigenen Riten für Migranten unterstreichen. Das ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der VHS mit Katholischen Bildungswerk (17. März, 19 Uhr, Katholisches Bildungswerk, Wieberplatz 2, 47051 Duisburg).

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